Sechs gastronomisch genutzte Flächen am Wiener Donaukanal werden aktuell neu vergeben. Mit einer Entscheidung über die neuen Pächter "ist in den kommenden Wochen zu rechnen", teilt die Grundeigentümerin DHK mit.

Foto: Heribert Corn

Wien – Am Wiener Donaukanal beginnt das große Zittern. Denn nach dem Ende der langen Sommersaison – übrigens das wärmste Sommerhalbjahr der Messgeschichte in Österreich – ist bei einigen Gastronomen noch immer nicht klar, ob sie im kommenden Jahr auch wieder aufsperren können.

Wie berichtet wurden im November des Vorjahres gleich sechs Lokalflächen am boomenden Donaukanal neu ausgeschrieben. Es handelt sich um den Tel Aviv Beach, das Feuerdorf, die Adria Wien, die Badeschiff-Vorkaifläche, die Hafenkneipe und den Central Garden. Die Pachtverträge mit den Gastronomen enden spätestens mit Ende Oktober 2018. Die Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK), die Eigentümerin der Flächen, hat aber bis dato nicht über die Neuvergabe der sechs Areale entschieden.

Noch 25 Bewerber für sechs Flächen im Rennen

Von 50 Gastronomen, die Teilnahmeanträge für die Interessentensuche abgegeben haben, sind noch 25 Bewerber im Rennen, teilt die Via Donau, die geschäftsführende Stelle der DHK, mit. Auch einige aktuelle Lokalbesitzer haben sich um die ausgeschriebenen Zehnjahresverträge beworben.

Bestandfreie Übergabe bis Ende Oktober

Kommen diese nicht zum Zug, müssen sie die Flächen bis Ende Oktober bestandfrei an die Nachnutzer übergeben. Die DHK hat dennoch wenig Stress: "Mit einer Entscheidung ist in den kommenden Wochen zu rechnen."

Sehr wahrscheinlich dürfte es künftig aber mehr ganzjährig betriebene Lokale am Kanal geben. So heißt es von der Via Donau auf Anfrage zum STANDARD: "Eine ganzjährige Nutzung ist bei den Flächen Tel Aviv Beach, Adria Wien, Vorkaifläche und Central Garden angestrebt."

Zehnjahresverträge ausgeschrieben

Bisher wurden diese hauptsächlich saisonal betrieben. Mit den langfristigen Verträgen über zehn Jahre dürften Gastronomen aber wohl auch Sicherheit für Investitionen in witterungsbeständige Bauten erhalten. Die scheidende grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou befürchtet, dass bei der Ausschreibung finanzkräftige Großgastronomen zum Zug kommen werden.

Nur bei den beiden Flächen von Feuerdorf und Hafenkneipe bleibt die Nutzung laut Via Donau "zeitlich eingeschränkt", wie es heißt. Das ist insofern interessant, weil Feuerdorf-Betreiber Hannes Strobl ein Gastro-Konzept mit einer Ganzjahresnutzung angedacht hat. Das Feuerdorf mit Grillhütten gab es bisher immer im Herbst und Winter.

Wien, Niederösterreich und Bund entscheiden

Aktuell erstellt eine Personenkommission einen Vergabevorschlag, der dann den Kurien der DHK unterbreitet wird. Diese sind zu gleichen Teilen die Stadt Wien, das Land Niederösterreich und der Bund. Die für Wien zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat bereits angekündigt, dass "eben nicht BewerberInnen mit Projekten, die sich durch hohe Investitionssummen auszeichnen, bevorzugt werden".

Gehörige Wickel rund um Ausschreibung

Rund um die Ausschreibung gibt es aber auch gehörige Wickel. Mit der Konsequenz, dass wohl nicht alle Gewinner der sechs Lokal-Flächen ihre Gastro-Projekte ab Anfang November umsetzen können. So hat Gerold Ecker, Pächter der Adria Wien sowie des Badeschiffs samt Vorkaifläche, gegen die Ausschreibung der DHK geklagt. Diese ist noch gerichtsanhängig. Die nächste Verhandlung bezüglich Adria steigt Mitte Dezember – lange nach dem Ende der Ausschreibung. Die zweite Klage betrifft die Vorkaifläche.

Insgesamt laufen fünf Verfahren

Parallel dazu klagt die DHK die bestandfreie Übergabe der zwei Areale ein. Auch dagegen hat Ecker Einwendungen erhoben. Als fünftes Verfahren läuft eine Räumungsklage der Stadt Wien gegen den Glaspavillon bei der Adria. Ecker hat in erster Instanz gewonnen, die Stadt hat Berufung eingelegt. Ecker geht davon aus, "über das Ende der Ausschreibung hinaus" Pächter von Adria und Vorkaifläche zu bleiben. (David Krutzler, 22.9.2018)