Keine Spur mehr von Mansplaining oder Kritik: Pamela Rendi-Wagner und Michael Ludwig demonstrierten am Montag bei einem Treffen Einigkeit.

Foto: SPÖ/Manuel Domnanovich

Wien – Die designierte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner hat am Montag die Parteigremien der Wiener SPÖ besucht. Nachdem der Wiener Parteivorsitzende und Bürgermeister Michael Ludwig zuletzt leise Kritik an den Vorgängen rund um den Chefwechsel in der Bundespartei geäußert hatte, wurde am Montag Einigkeit beschworen.

Auch der neue Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda nahm an einer Sitzung des Wiener Parteivorstands teil. In "herzlichen und konstruktiven Gesprächen" sei mit der neuen Parteispitze über die inhaltliche Ausrichtung gesprochen worden, hieß es danach aus der Landespartei. Im Fokus seien Gesundheit, Soziales, Bildung, Arbeit und leistbares Wohnen gestanden.

Außertourliche Sitzung kommenden Montag

Die SPÖ kürt Rendi-Wagner bereits kommenden Montag zu ihrer Klubvorsitzenden. Eine entsprechende außertourliche Fraktionssitzung wurde für diesen Tag anberaumt. Rendi-Wagner folgt damit auf Christian Kern und übernimmt auch die Agenden des bisherigen geschäftsführenden Klubchefs Andreas Schieder.

Ludwig betont "enge Zusammenarbeit"

Ludwig betonte, dass das Einvernehmen sehr gut gewesen sei: "Ich freue mich, dass wir mit Pamela Rendi-Wagner eine Bundesparteivorsitzende haben, die als ausgewiesene Gesundheits- und Sozialexpertin unsere inhaltlichen Schwerpunkte teilt." Gerade in einer Zeit, in der die Bundesregierung aus rein politischen Gründen Wien schlechtmache, sei die enge Zusammenarbeit mit der Bundespartei wichtig: "Mit Pamela Rendi-Wagner haben wir eine hervorragende Verbündete."

Kein Platz für Kritik der letzten Tage

Diese hatte er vergangene Woche noch gewarnt, dass die Doppelbelastung mit Partei- und Klubvorsitz sehr hoch sei. Es sei jedoch ihre "persönliche Entscheidung", beide Funktionen zu übernehmen, hatte Ludwig nach dem Wechsel an der Spitze im Parlamentsklub – der geschäftsführende Klubobmann Andreas Schieder hatte für Rendi-Wagner Platz gemacht – gemeint. Auf diese Aussage angesprochen wies Rendi-Wagner im Gespräch mit dem STANDARD darauf hin, dass auch Ludwig gleichzeitig Landeshauptmann und Wiener Parteivorsitzender sei. "Für Hans Peter Doskozil gilt bald dasselbe."

Zumindest offiziell war die Diskussion über den Doppeljob am Montag kein Thema. Auch Rendi-Wagner streute ihrem Gegenüber Rosen: "Hervorragende Beziehungen zwischen der SPÖ Wien und der Bundespartei sind für mich von höchster Bedeutung, und ich werde mich stets mit großer Entschlossenheit und Freude für eine gute Zusammenarbeit zwischen uns einsetzen."

Im "ZiB2"-Interview am Montagabend sah Rendi-Wagner indes keinen Grund, sich bei den Parteimitgliedern für das Chaos rund um den Abgang ihres Vorgängers Christian Kern zu entschuldigen. Denn sie sei bei den Vorgängen selbst "nur Passagierin" gewesen, erklärte sie auf entsprechende Fragen von Armin Wolf. Von Kerns tatsächlichem Abtritt sei sie kaum früher als die Öffentlichkeit informiert gewesen.

Wiener Kandidaten für EU-Wahl fix

In den Parteigremien wurden am Montag auch die Wiener Kandidaten für die EU-Wahl fixiert. Wie erwartet steht Evelyn Regner ganz oben auf der Wiener Liste, die in die Bundesliste eingearbeitet wird. Auf dem zweiten Platz folgt Schieder, der damit keine sicheren Aussichten auf ein Mandat haben dürfte. (APA, red, 1.10.2018)