Das Angebot, die Mietwohnung zu kaufen, kam am Gasometer gut an.

Foto: WBV-GPA

Als die Wiener Gasometer City im Herbst 2001 mit Fanfaren eröffnet wurde, galt sie als mutiges Neuland für die Stadterweiterung – ein Bürostandort mit Wohnungen in den vier denkmalgeschützten Zylindern als Kern. Bekannterweise kam es etwas anders. Die Shopping-Mall verdorrte, der Gewerbebau stockte, dafür werden demnächst Wohnhochhäuser in den Himmel ragen, vor 17 Jahren undenkbar.

Der Gasometer B von Coop Himmelb(l)au Architekten war mit seiner Kombination aus kreisförmiger Bebauung im Inneren und angelehntem 73 Meter hohen "Schild" der auffälligste der vier. Doch er war auch auf eine Weise besonders, die nicht sofort ins Auge fällt. Denn die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) bot den Erstmietern damals die 256 Wohnungen (140 im Gasometer, 116 im "Schild") mit Option auf späteres Eigentum nach zehn Jahren an.

Schnäppchenpreise

"Für uns war das damals Neuland", sagt WBV-GPA-Geschäftsführer Michael Gehbauer. "Es war sozusagen der Testlauf für den Mietkauf im geförderten Wohnbau." Man habe sich damals auch gefragt, ob das Wohnen in einem Gasometer im Industriegebiet am Stadtrand attraktiv genug sei.

Sprich: Das Eigentum war das Zuckerl für die Interessenten. Besonders versüßt wurde dieses Zuckerl durch den günstigen Kaufpreis – nicht zum Verkehrswert, sondern zum Herstellungswert. Ein Schnäppchen mit einem Mehrwert, der heute aufgrund der inzwischen geltenden Bestimmungen nicht mehr möglich wäre.

Eigentum als Sprungbrett

Im September 2001 waren die Wohnungen fertiggestellt, 2012 wurde die Eigentumsoption schlagend. Bis zum 31. 12. 2017 wurden 125 der 256 Wohnungen an ihre Erstmieter verkauft, also fast die Hälfte. Angesichts der Entwicklung der Immobilienpreise in Wien seit 2002 überrascht es nicht, dass viele davon gleich mit Gewinn weiterverkauft wurden.

"Ich war damals noch für die Vermietung zuständig und kannte die Mieter sehr gut", erinnert sich Gehbauer. "Das war vor allem eine junge, urbane Klientel, viele davon Singles. Heute ist das ein etabliertes Mietersegment, aber vor knapp 20 Jahren war das ungewöhnlich, weil man damals vor allem für Familien plante." Inzwischen sind aus einigen Gasometer-Singles Familien geworden. Viele davon sind weitergezogen, mit der Eigentumswohnung als Sprungbrett.

Höherer Verwaltungsaufwand

Heute hat die WBV-GPA also einen Halb-halb-Wohnbau am Gasometer. Ist der Aufwand für die Hausverwaltung höher? "Natürlich. Eigentum und Miete haben eine komplett verschiedene rechtliche Stellung, die Wohnungen sind dementsprechend unterschiedlich zu behandeln, etwa wenn es um Sanierungen oder Reparaturen geht." Ein gelungener Testlauf und ein bestes Stück sei es aber auf jeden Fall – schon allein, weil man viel gelernt habe. (Maik Novotny, 3.10.2018)