Die Demonstranten brachten am Mittwochabend ein Schlauchboot zum Innenministerium.

Foto: Christian Fischer
Die Demonstrantenstimmen bei der "Demo gegen Kickl".
DER STANDARD

Wien – Mittwoch, 18 Uhr vor der Uni Wien am Schottentor. Ausnahmsweise nicht am Donnerstag, sondern an einem Mittwochabend haben sich hier Demonstranten für die "Demo gegen Kickl" versammelt. Trotzdem sind in der Menge Schilder mit "Jeden Tag ist Donnerstag" zu sehen. Laut Polizei sollen es 800 Leute sein, laut Veranstalter 1.200. Chorgesang wird angestimmt: "Kickl, bella ciao, ciao, ciao". Ein neongelbes Schild ragt an mehreren Stellen aus der Menge: "Lasst Nazis nicht regieren und niemals aufmarschieren."

Die Demonstranten trafen sich am Mittwochabend vor der Universität Wien.
Foto: Christian Fischer

"Ich bin hier, um gegen Kickl zu demonstrieren. Es ist ganz furchtbar, was der aufführt. Nazis raus!", sagt die 39-jährige Barbara, die in der Nähe der Bühne steht, umringt von Menschen mit Bierdosen und Schildern in den Händen. Auf den Tafeln ist zu lesen: "Kickl muss weg!", "Mögest du mit deinen Leuten für allezeit von dannen reiten!", "Menschenrechte statt rechte Menschen" und "Solidarität, Humanität, Demokratie, Menschenrechte". Barbaras 50-jährige Begleitung Susanne ist auch dieser Meinung: "Als Innenminister ist er unmöglich. Durch ihn ist die Pressefreiheit in Gefahr. Aussagen werden als Bagatelle abgetan, die sonst eigentlich an Wiederbetätigung grenzen würden. Wir wollen ihn aber nicht ins Mittelmeer, weil da gehört keiner hin."

Friedliche Demonstration mit eindeutiger Message

Von den Veranstaltern hört man hingegen die Rufe: "Kickl soll ab ins Mittelmeer!" Um viertel vor sieben setzt sich der weiße Lieferwagen mit der Bühne in Bewegung über den Ring Richtung Innenministerium. Der Verkehr wurde zwischen Operngasse und Schottengasse gesperrt. Es ist schon dunkel, die Straßenlaternen leuchten. Es herrscht friedliche Stimmung. Doch die Forderungen der Demonstranten sind eindeutig und werden auch lautstark kundgetan. Die Leute jubeln. Ein Hund bellt.

Die Veranstalter "Linkswende Jetzt" rufen in die Menge: "Wir haben ein Schlauchboot, das wir Kickl vors Innenministerium am Minoritenplatz bringen!" Das gelbe Schlauchboot als Symbol für die derzeitige Migrationspolitik wird ganz vorne von der Menge auf Händen getragen, gleich neben dem Plakat mit dem gezeichneten bunten Pferd, worauf "Kickl geh absatteln!" zu lesen ist. Die zwei Mädchen auf der Bühne schreien mit kreischender Stimme ins Mikrofon: "Kickl". Die Menge antwortet lautstark: "Muss weg!"

Die Demonstranten sind sich einig: "Kickl muss weg."
Foto: Christian Fischer

Unter den Demonstranten ist auch Julia (30), die nicht lange darüber nachdenken muss, was ihr an Kickl nicht gefällt: "Ich bin hier, weil Kickl wegmuss. Mich stört die Nähe zur Burschenschaft, der BVT-Skandal, die Korruption und der Rassismus. Er ist eine Person, die kein Innenminister sein kann." Julian (20) ist auf der Demo, um gegen die Hetze gegen Flüchtlinge in der Politik die Stimme zu erheben.

"Die sollen arbeiten gehen statt demonstrieren"

Manche Passanten schauen sich das Spektakel mit Abstand vom Straßenrand an. Manche scheinen sich nicht in die Menge zu trauen oder kommen gerade zufällig vorbei. Es gibt jedoch auch Zuschauer, die nicht so begeistert von der "Demo gegen Kickl" sind. Darunter ist auch Eva (59), die mit ihrem Hund kopfschüttelnd vor dem Weihnachtsmarkt am Rathaus steht, der gerade aufgebaut wird. Sie hat eine klare Meinung zur Demo: "Die sollen arbeiten gehen statt demonstrieren. Die Regierung ist demokratisch gewählt, und das, was die Demonstranten machen, ist nicht demokratisch."

Die Demonstranten bekommen das gar nicht mit und ziehen laut rufend weiter Richtung Innenministerium, um das Schlauchboot abzuliefern. "Refugees Welcome" und "Nazis raus aus dem Parlament", tönt es dabei über den Ring. (Laura Schwärzler, 7.11.2018)