Wien (APA) – 65 Jahre nach seinem Tod erhält der Industrielle Leopold Weiß (1893-1953) von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien seinen während der NS-Zeit aberkannten Titel "Diplomkaufmann" wieder zurück. Bei einer Veranstaltung am 28. November gedenkt die Uni außerdem jener Personen, denen das gleiche Schicksal widerfahren ist.

An der damaligen Hochschule für Welthandel waren davon nachweislich vier Personen betroffen. Zwei davon erhielten ihre akademischen Grade bereits zurück, bei einer weiteren ist die Quellenlage unklar. Im Fall von Weiß wird nun ein Nachfahre bei der Gedenkveranstaltung symbolisch den akademischen Grad wieder entgegennehmen.

Emigration in die USA

Leopold Weiß schloss zunächst an der Uni Wien 1917 ein Studium der Rechtswissenschaften und anschließend 1920 an der Hochschule für Welthandel ein Wirtschaftsstudium ab. Später war er Direktor der Vereinigten Fettwarenindustrie Josef Estermann AG in Linz. Nach dem "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich war er zunächst einige Monate in Haft und flüchtete dann nach England. Dort wurde er als "feindlicher Ausländer" interniert und später nach Australien gebracht. Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, wo er nach einigen Jahren starb.

An der Hochschule für Welthandel hatte man nach dem Krieg verfügt, dass eine Wiederzuerkennung des 1940 entzogenen Titels "erst bei Meldung des Studierenden" erfolgen könne. Ähnlich war die Uni Wien vorgegangen. Diese erklärte dann im Rahmen der Aufarbeitung dieser Fälle 2003 die Entziehung des Titels für nichtig. Die WU, an der man erst später auf den Fall gestoßen war, folgt nun im Rahmen des Gedenkjahrs 2018. (APA, 20.11.2018)