Zugegeben, derlei passiert nicht oft: Knapp 30 Jahre lang lag ein Gemälde bei der US-Familie Kober hinter dem Sofa. Der Vater hatte es dorthin geräumt, weil die Kinder ständig mit dem Tennisball darauf pfefferten. In der Pension fiel dem ehemaligen Luftwaffenoffizier das Bild wieder in die Hände.

Opa Kober bat seinen Sohn, das Gemälde vorsichtshalber schätzen zu lassen. Ihm war die Idee gekommen, es könnte sich um ein Werk des italienischen Künstlers Michelangelo handeln. So unglaublich es klingt: Experten schrieben das Gemälde tatsächlich dem Meister zu. Der Wert liegt bei bis zu 300 Millionen US-Dollar.

In Virginia wiederum erstand eine Frau auf einem Flohmarkt eine Kiste mit einem Bild, einer Puppe und einer Plastikkuh für schlappe sieben Dollar. Sie kaufte den Krempel nur, weil ihr der Rahmen des Gemäldes so gut gefiel. Die Kiste gammelte dann fast zwei Jahre lang in der Garage vor sich hin.

Als die Käuferin das Bild aus dem goldenen Rahmen nehmen und den Rest wegwerfen wollte, riet ihr ihre Mutter, es vor dem Entsorgen doch noch einmal prüfen zu lassen. Experten eines Auktionshauses identifizierten das Fundstück schließlich als "Landschaft am Rande der Seine", ein Werk des französischen Malers Renoir und schätzten es auf einen Wert von bis zu 100.000 Dollar.

Schätze auf dem Dachboden

Die USA dürften überhaupt ein Magnet für derartige Vorfälle sein, denn im heurigen Frühjahr entdeckte ein Museumsdirektor im US-Bundesstaat Iowa in einer Abstellkammer per Zufall das im 16. Jahrhundert entstandene Bild "Apollo und Venus" des niederländischen Malers Otto van Veen.

Die Enkelin eines Sammlers hatte es dem Museum gespendet, dort landete es vorerst unerkannt in der Besenkammer. Das Werk galt eigentlich als verschollen – nun wird es auf einen Wert zwischen vier und elf Millionen Dollar geschätzt.

Doch auch in Europa gibt es noch verborgene Schätze zu entdecken: Eine französische Familie fand auf ihrem Dachboden eine Vase, die man für bedeutungslos hielt. Weil die Landschaftsszene mit Hirschen und Kranichen doch irgendwie beeindruckte, ließ man sie vorsichtshalber im Auktionshaus schätzen.

Die Experten fanden heraus, dass das gute Stück eine bemalte, chinesische Porzellanvase aus dem 18. Jahrhundert ist, und taxierten sie auf 500.000 Euro. Man vermutete, dass ein Vorfahre der Familie die Vase Ende des 19. Jahrhunderts in Paris gekauft haben könnte.

Die Großeltern hatten sie dann von einem Onkel geerbt, der 1947 gestorben war – und niemand hatte ihren wahren Wert erkannt. Heuer im Frühsommer wurde das gute Stück vom Auktionshaus Sotheby's für 16 Millionen Euro versteigert.

Noch mehr Geld machte ein britisches Geschwisterpaar, das auf seinem Dachboden zwischen altem Gerümpel eine chinesische Vase entdeckte. Für diese kassierten sie bei einer Auktion den Bettel von umgerechnet 50 Millionen Euro.

Nicht immer sind es eben nicht eindeutig als Kunstgegenstände oder Sammlerstücke identifizierbare Gegenstände, die die Kassen klingeln lassen können: So fand eine amerikanische Familie in ihrem Haus das, wie sich später herausstellte, wertvollste Comic-Buch der Welt und brachte es für umgerechnet über hunderttausend Euro an einen Sammler.

Ein potenzieller Treffer sind gerne auch Teppiche: So schleppte eine Dame aus dem Starnberger Raum einen geerbten Teppich zu einem Auktionshaus in ihrer Nähe. Dort wurde er vom bayrischen Auktionator im Jahr 2009 mit bloß 900 Euro bewertet.

Die Freude war dementsprechend groß, als für den persischen Handknüpfer bei einer Versteigerung in Augsburg bei satten 19.700 Euro der Hammer fiel. Doch das war noch nicht das Ende der Story: Einige Zeit später wurde er bei Christie's in London erneut versteigert – und zwar für umgerechnet 7,2 Millionen Euro.

Gefragte Gebrauchsgegenstände

Doch es müssen nicht immer Dinge von solch immensem Wert sein, die irgendwo im Haus vor sich hin rotten – manchmal sind es auch nur Gebrauchsgegenstände, die über die Jahrzehnte hinweg inzwischen bei Sammlern sehr gefragt sind.

In Deutschland hat man sich die Mühe gemacht und in einer Studie erhoben, welche Werte in germanischen Haushalten vergammeln. Ergebnis: In zwei von dreien warten vergessene Schätze mit einem durchschnittlichen Wert von 1.000 Euro auf ihre Entdeckung. Die Bandbreite reicht von verstecktem Bargeld und alten Münzen bis hin zu einem vergessenen Weinkeller.

Zu verborgenen wertvollen Stücken zählen zum Beispiel Modellbahnen, Briefmarken oder alte analoge Kameras. Letztere erzielen, wenn sie selten sind, vier- bis sogar fünfstellige Preise bei Händlern und Auktionen – aber nur, wenn sie sich im Topzustand befinden. Auch für die meisten einstigen Luxus- und Profikameras Leitz und Hasselblad sind zwischen 100 und 900 Euro zu bekommen. Und sogar ein alter Röhrenfernseher findet heute für Preise zwischen 200 und 400 Euro seine Abnehmer.

Die Sache mit dem Nagelbrett

Noch ein Tipp zum Schluss: Wer in seinem Haus einen Gegenstand findet, der auf den ersten Blick seltsam anmutet, beim zweiten Blick aber zum Nachdenken anregt – nicht wegwerfen! Vor einigen Jahren fand eine Dame in Deutschland ein seltsam anmutendes Ding, das aus zusammengezimmerten Latten in Form eines Fußballtores bestand und mit Nägeln gespickt war.

Vorsichtshalber ließ sie es von Experten begutachten – und es entpuppte sich als ein signiertes Werk von Günther Uecker, einem bedeutenden zeitgenössischen Künstler, der ein Faible für Nägel hat. Uecker hatte das Werk einst einer Benefizauktion zur Rettung des Düsseldorfer Fußballklubs Fortuna zur Verfügung gestellt. Es wurde kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft im Jahr 2010 in einer Versteigerung des Auktionshauses Van Ham in Köln platziert und erzielte einen fünfstelligen Betrag. (Reinhard Krémer, Portfolio, 28.12.2018)