Salzburg/Köln – Carl Philip von Maldeghem, Intendant des Salzburger Landestheaters, wird im Sommer 2021 doch nicht als Intendant an das Schauspiel Köln wechseln. Wie das Land Salzburg am Freitag informierte, hat Maldeghem heute erklärt, dass er sich "nach reiflicher Überlegung und seiner Intuition folgend für das Salzburger Landestheater und gegen einen Wechsel an das Schauspiel Köln entschieden hat".

Auf Einladung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) habe heute ein Gespräch mit Maldeghem sowie Kulturreferent LHStv. Heinrich Schellhorn (Grüne) und dem Bürgermeister der Stadt Salzburg, Harald Preuner (ÖVP), stattgefunden, hieß es in der Aussendung. Der Intendant erklärte, "dass bei allem Reiz für eine neue Aufgabe an einem renommierten Theater in Deutschland die Möglichkeiten in Salzburg in einem großartigen Haus und mit seinen vielfältigen Sparten und Facetten, mit einem herausragenden Ensemble und einem hoch motivierten Team einfach überwiegen". Er wird daher doch seinen bis 2024 laufenden Vertrag in Salzburg erfüllen.

Gehalt war kein Thema

Das Gehalt des Intendanten sei bei dem heutigen Gespräch kein Thema gewesen, sagte ein Sprecher des Landeshauptmanns auf Anfrage. Es sei über Zukunftspläne gesprochen worden. Maldeghem sei finanzielle Unterstützung für internationale Projekte, Co-Produktionen und Tourneen in Aussicht gestellt worden. Konkrete Summen wurden nicht genannt.

Rückhalt als Argument

Auch das positive Umfeld in Salzburg habe ihn zum Bleiben bewogen, konkretisierte Maldeghem seine Absicht, doch zu bleiben. Die Politik in Stadt und Land stehe voll hinter dem Landestheater, man sei sich des Stellenwertes des Schauspiels im Besonderen, aber auch der Bedeutung der Kultur insgesamt in einem Maße bewusst, "wie dies kaum sonst der Fall ist".

Erleichterung bei der Landespolitik

Der Landeshauptmann und die ressortzuständigen Politiker zeigten sich heute erleichtert, dass Maldeghem doch nicht nach Köln geht. "Unter seiner Führung hat sich das Landestheater hervorragend entwickelt", sagte Haslauer. Das kulturpolitische Bekenntnis zum Haus habe einen Beitrag zu Maldeghems Entscheidung geleistet, erklärte Preuner. Kulturreferent Schellhorn freute sich, dass der Intendant die Absicht hat, sich für die nächsten Jahre an das Haus zu binden. Auch der für die Stadtkultur zuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) zeigte sich in einer ersten Reaktion "hocherfreut", dass Maldeghem in Salzburg bleibt.

Maldeghem hatte am 24. Jänner überraschend erklärt, er werde im Sommer 2021 als Nachfolger von Stefan Bachmann Intendant am Schauspiel Köln werden. Er bezeichnete es als einen weiteren Schritt in seiner Karriere, ein renommiertes Theater in Deutschland zu leiten, obwohl er in den vergangenen zehn Jahren sehr gerne in Salzburg am Landestheater gearbeitet habe. Sein eigentlich bis 2024 laufender Vertrag in Salzburg beinhalte eine Ausstiegsklausel, erklärte der Intendant. Die ressortzuständigen Politiker in Salzburg hatten den angekündigten Wechsel von Maldeghem in der Vorwoche bedauert, aber Verständnis dafür gezeigt.

Nun bedauert hingegen die Stadt Köln die Absage von Maldeghem ."Ich habe großes Verständnis dafür, dass Herr Dr. von Maldeghem nach ungerechtfertigter Ablehnung und Vorurteilen, die seine Fachlichkeit betreffen, keine Ambitionen mehr hat, in Köln zu wirken", ließ Oberbürgermeisterin Henriette Reker per Aussendung wissen.

"Provinz" und "dritte Liga"

Den Stein für seinen Wechsel ins Rollen gebracht hatte die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, die ihn vor einem halben Jahr erstmals angesprochen habe, hatte Maldeghem erklärt. Diese betonte vorige Woche in einer Aussendung, von Maldeghem habe "mit seinen Vorstellungen eines modernen, lebendigen und nicht hierarchiebetonten Theaters" überzeugt. Die Bekanntgabe seiner Bestellung war in der deutschen Presse teilweise auf recht heftige Kritik gestoßen. Von einem "Abstieg in die dritte Liga" und "Provinz" war etwa dabei die Rede. "Das Haus steht unter Stefan Bachmann sehr gut da. Umso befremdlicher wirkt die Wahl des neuen Intendanten", hieß es in der "Süddeutschen Zeitung".

Stefan Bachmann und dessen Vorgängerin Karin Beier (seit 2013 Intendantin am Hamburger Schauspielhaus) kommentierten die Wahl kühl. Auch dass die Entscheidung ohne die Hilfe einer Findungskommission gefallen war, stand in der Kritik.

Maldeghem schockiert von Respektlosigkeiten

Maldeghem zeigte sich am Freitag in einer schriftlichen Stellungnahme "schockiert von dem Mangel an Offenheit und Respekt und von den Vorurteilen, die von einigen Pressevertreter*innen über meine Arbeit in Salzburg und mich in die Welt gesetzt wurden und über die ahnungslosen und neiderfüllten Angriffe und Vorverurteilungen aus der Branche von Kolleg*innen".

Der Intendant betonte in dem Schreiben "ein sensibler, wertschätzender Umgang im Miteinander" gehöre für ihn "zu den Grundbedingungen des Theatermachens. Und gerade in einem öffentlichen Theaterbetrieb und bei all denen, die damit beruflich befasst sind, sollten diese Tugenden eine selbstverständliche Verpflichtung sein." (APA, red, 1.2.2019)