Sybille Hamann will für die Grünen in den Nationalrat einziehen.

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Ein grünes Mandat strebt auch Alma Zadić an. Ihr Mandat im Nationalrat wird Zadić vermutlich weiter ausüben, allerdings vermutlich aus dem Jetzt-Klub ausscheiden und wilde Abgeordnete werden.

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Wien – Die Journalistin Sibylle Hamann (52) bewirbt sich für einen Platz auf der Bundesliste der Grünen für die Nationalratswahl. Auf welchem Platz dies sein soll, stehe noch nicht fest, sagte sie am Dienstag in einer Pressekonferenz gemeinsam mit Bundessprecher Werner Kogler. Ihre freiberufliche Tätigkeit für die Tageszeitung "Die Presse" und die Wochenzeitung "Falter" wolle sie beenden, sagte sie. Auch Alma Zadić, die derzeit für die Liste Jetzt im Parlament sitzt, will zu den Grünen wechseln.

Als "kompetente" und "profilierte" Person bezeichnete Kogler Hamann. Die Entscheidung spreche auch für den Kurs der Grünen nach deren Ausscheiden aus dem Nationalrat bei der vergangenen Wahl: eine Mischung aus bewährten Kräften, neuen Mitgliedern und "Menschen, die von außen kommen". Es sei auch – wie im Falle von Hamann – nicht notwendig, Mitglied der Grünen zu sein, sondern eher, deren Anliegen zu vertreten.

Ruf via SMS

Der Ruf sei vom oberösterreichischen Landesrat Rudi Anschober via SMS gekommen, berichtete Hamann selbst – dies just zu jener Zeit, in der sie über einen Wechsel in die Politik nachgedacht habe. Ob die Quereinsteigerin tatsächlich einen Platz auf der grünen Bundesliste bekommt, soll sich aber erst beim Bundeskongress am Samstag entscheiden. Kogler habe ihr zumindest einen vorderen Platz in Aussicht gestellt.

Als politische Anliegen nannte Hamann die Bereiche Geschlechtergerechtigkeit, Pflege, Bildung, Integration und den Fokus auf weltweite Entwicklungen. So will die Feministin Frauenrechte "mit Zähnen und Klauen verteidigen". In der Integrationspolitik sei durch Türkis-Blau viel Porzellan zerschlagen worden, wobei die Kandidatenanwärterin laut eigener Aussage auch nichts idealisieren wolle. Konkrete politische Vorschläge blieb sie aber noch schuldig.

Hamann wurde am 14. August 1966 in Wien geboren, ihre Eltern sind die renommierten Historiker Günther und Brigitte Hamann. Die studierte Politikwissenschafterin begann eine journalistische Laufbahn, unter anderem arbeitete sie bei der Tageszeitung "Kurier", dem Nachrichtenmagazin "Profil" und zuletzt bei "Falter" und "Presse". Sie war auch Lehrbeauftragte am Institut für Publizistik der Universität Wien und Lektorin am Journalismuslehrgang der FH Wien. Hamann lebt in Wien und ist Mutter zweier Kinder.

Wechsel angestrebt

Ein grünes Mandat strebt auch Alma Zadić an. Sie werde beim Bundeskongress kommendes Wochenende kandidieren, kündigte sie in einem Facebook-Posting an. Gegenüber der APA nannte sie als ihr Motiv, ihre Ideen und ihre Vision weiterzutragen. Ihr Mandat im Nationalrat wird Zadić vermutlich weiter ausüben, allerdings vermutlich aus dem Jetzt-Klub ausscheiden und wilde Abgeordnete werden.

Für welchen Platz sie beim Bundeskongress antreten wird, ließ Zadić noch offen. Sie hoffe auf eine wählbare Position, die Entscheidung liege aber natürlich bei den Grünen. Zadić hatte sich eigenen Angaben zufolge schon entschieden gehabt, nicht mehr für Jetzt zu kandidieren. Gespräche mit Grünen hätten sie aber überzeugt, ihre Erfahrung aus der Politik und Gesellschaft für eine Kandidatur anzubieten.

Jetzt löst sich auf

Von der Liste Jetzt bleibt damit nicht mehr viel übrig. Am Mittwoch teilten auch die Jetzt-Klubchefs Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl sowie Mandatar Alfred Noll in einer gemeinsamen Aussendung mit, im Herbst nicht mehr bei der Wahl anzutreten. "Wir sind von Anfang an nur für diese Legislaturperiode angetreten, haben das klubintern auch immer wieder betont, und mit dem vorzeitigen Ende der Legislaturperiode endet auch unsere Tätigkeit", schrieben sie.

Wenig später erklärte auch die Abgeordnete Stephanie Cox, nicht mehr kandidieren zu wollen. "Ich will zurück zu meinen Wurzeln, zurück in die Welt des Unternehmertums", erklärte die Sprecherin der Partei für Bildung, Digitalisierung und Gleichbehandlung.

Vom aktuellen Klub bleiben damit nur mehr Listengründer Peter Pilz sowie die Abgeordnete Daniela Holzinger übrig. Zudem hat Parteichefin Maria Stern, die derzeit kein Mandat hat, angekündigt, kandidieren zu wollen. Letztere deponierte zuletzt, dass die Partei jedenfalls bei der Wahl antreten wolle. Überlegungen in Richtung einer Wahlplattform mit den Grünen wurden von diesen sofort zurückgewiesen. (APA, red, 2.7.2019)