Donald Trump, der immer und überall im Mittelpunkt stehen muss, brach am Donnerstagabend mit einer langjährigen Tradition.

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Während sich seine Vorgänger im Amt damit begnügten, abseits des Scheinwerferlichts ein paar geladene Gäste zu bewirten, beanspruchte Donald Trump einmal mehr die große Bühne für sich.

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Normalerweise steht der amerikanische Nationalfeiertag im Zeichen von Hot Dogs und Hamburgern. Die Bürger grillen, und bevor sie das tun, sitzen sie auf Campingstühlen an einer klein- oder auch großstädtischen Paradestrecke, um Männern und Frauen in historischen Kostümen, der freiwilligen Feuerwehr, dem Personal einer Arztpraxis, Schülern mit Blasinstrumenten, Autoliebhabern in blankpolierten Oldtimern oder auch dem einen oder anderen Witzbold zuzuwinken. Abends dann erfreuen sie sich an Feuerwerken, von denen ein besonders opulentes den Himmel über Washington erhellt.

Panzer und Kampfflugzeuge kamen in diesem Szenario bislang nicht vor, und wer immer als Präsident an der Pennsylvania Avenue residierte, legte sich vornehme Zurückhaltung auf. Am 4. Juli feiert Amerika nicht nur das Ende der britischen Kolonialherrschaft, vor allem feiert es den Geist der Unabhängigkeitserklärung mit ihrem im 18. Jahrhundert so revolutionär klingenden Satz, dass alle Menschen gleich erschaffen sind. Anders gesagt, gefeiert wird eine Idee. Das Gründungscredo der Vereinigten Staaten, nicht etwa ein militärischer Sieg. Der gelassene Patriotismus, der diesen Tag prägt, wirkt zumindest für den Augenblick wie ein gemeinsamer Nenner, auf den sich Demokraten wie Republikaner trotz aller Differenzen noch einigen können.

Demonstration militärischer Macht

Nun aber hat Donald Trump, der immer und überall im Mittelpunkt stehen muss, auch mit dieser sympathischen Tradition gebrochen. Während sich seine Vorgänger im Amt damit begnügten, abseits des Scheinwerferlichts ein paar geladene Gäste zu bewirten, beanspruchte er einmal mehr die große Bühne für sich. Ausgerechnet das Lincoln Memorial, das Denkmal des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln, nutzte er als Kulisse, um ein weiteres Tabu zu brechen und militärische Macht zu demonstrieren. Und für die Kulisse lässt er Panzer auffahren. Was an den Roten Platz in Moskau oder nordkoreanische Aufmärsche denken ließ, aber so gar nicht zum Geist des 4. Juli passt. (Frank Herrmann, 5.7.2019)