Die Klimaerwärmung lässt die Antarktis langsam abschmelzen – mit drastischen Folgen für Mensch und Umwelt. Der Eisschild der Westantarktis könnte ins Meer abrutschen, langfristig könnte der Meeresspiegel deshalb um drei Meter ansteigen und küstennahe Städte, darunter die Megacitys New York und Tokio, gefährden.

Dieser Prozess lässt sich allerdings aufhalten, wenn genügend Schnee auf dem Eisschild liegt – und hier setzt der Plan von Forschern um Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung an: In einem im Fachjournal "Science Advances" publizierten Artikel rechnen sie vor, dass künstliche Beschneiung das Abschmelzen der Antarktis aufhalten könnte.

Die Antarktis schmilzt. Kunstschnee könnte helfen – zumindest hypothetisch.
Foto: APA/AFP/Louisiana State University

12.000 Windräder notwendig

Dazu könnte entsalztes Meerwasser auf eine Höhe von durchschnittlich 640 Metern gepumpt werden, um es anschließend mit Schneekanonen auf einem Gebiet von insgesamt etwa 52.000 Quadratkilometern, etwa der Größe Islands, auszubringen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wären dazu etwa 7.400 Gigatonnen (7,4 Billionen Tonnen) Meerwasser nötig. Würde man dem Meer so viel Wasser entnehmen, würde der Meeresspiegel um 0,5 bis zwei Millimeter pro Jahr fallen.

Um welche Dimensionen es sich bei dem Konzept handelt, verdeutlicht auch der Energieverbrauch: Allein für die Pumpen sei eine Dauerleistung von 145 Gigawatt notwendig, die theoretisch durch 12.000 High-End-Windkraftanlagen bereitgestellt werden könnte.

Forscher: Lieber Emissionen reduzieren

Die Forscher geben in dem Paper allerdings auch zu bedenken, dass schon der Bau der Windenergieanlagen und der restlichen Infrastruktur "den Verlust eines einzigartigen Naturschutzgebiets mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die empfindlichen Meeres- und Küstenökosysteme" bedeuten würde. Auch weitere Folgen wären nicht abschätzbar.

Deshalb wird es wohl bei einem Gedankenspiel bleiben. Die Autoren betonen, dass das Projekt keine Alternative zu Klimaschutzbemühungen sei. "Die ehrgeizige Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist und bleibt der Haupthebel, um die Auswirkungen des Anstiegs des Meeresspiegels zu mildern", schreiben die Wissenschafter in ihrer Publikation. (red, 19.7.2019)