Wer erwartet hatte, Robert Mueller würde endlich aus dem Nähkästchen plaudern, der konnte nur enttäuscht sein. Mueller beschränkte sich aufs Allernötigste. Auch dann, wenn ihn die Demokraten dazu aufforderten, endlich Klartext zu reden, da er nun als Privatbürger doch keine Rücksicht mehr nehmen müsse auf einen Justizminister, der ihm einen Maulkorb verordnen wolle. Die Vorsicht in Person, wich er instinktiv aus, wenn er die Gefahr witterte, in politischen Kontroversen zwischen Republikanern und Demokraten zerrieben zu werden.

Sonderermittler Robert Mueller sprach bei seiner Anhörung im US-Kongress nur das Allernötigste.
Foto: APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLD

Das alles wusste man, bevor sich Mueller in einen holzgetäfelten Saal auf dem Kapitolshügel setzte, um sich den Fragen der Abgeordneten zu stellen. Nicht freiwillig, sondern zwangsvorgeladen von Trumps Widersachern.

Von einem überflüssigen Spektakel zu sprechen ginge indes am Kern vorbei. Das Parlament ist seiner Aufgabe nachgekommen: Indem es einen Sonderermittler in den Zeugenstand rief, der nach fast zweijährigen Untersuchungen nur ein einziges Mal, und das bloß neun Minuten lang, in der Öffentlichkeit redete, machte es deutlich, welche Rolle dies im System der "checks and balances" spielt. Der Kongress kontrolliert das Weiße Haus, er lässt sich von dort nichts vorschreiben – auch nicht, wen er befragen darf und wen nicht. Die Balance der Macht zu unterstreichen, gerade im Angesicht eines US-Präsidenten mit autokratischen Neigungen: Dieses Signal allein war schon wichtig. (Frank Herrmann, 24.7.2019)