Rot-Blau vom Tisch, dafür bei Türkis-Rot dabei: Dornauer über seine Koalitionspräferenzen.

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Innsbruck – Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer spricht sich für eine türkis-rote Koalition nach der Nationalratswahl aus. "Türkis-Rot, da bin ich dabei", sagte Dornauer im APA-Sommerinterview, dies würde der "Republik guttun". Die ÖVP auf Platz eins halte er für realistisch, nun müsse die SPÖ ihre Regierungskompetenz herausstreichen, weil diese derzeit von der Bevölkerung "nicht mehr so geortet wird".

Er gehe davon aus, dass in der ÖVP vermehrt die normalen, vernünftigen Kräfte Einzug halten, meinte Dornauer. Den Kanzleranspruch müsse Parteichefin Pamela Rendi-Wagner trotzdem formulieren – dies sei für eine so stolze Bewegung wie die Sozialdemokratie selbstverständlich. Die Volkspartei verliere derzeit in den Umfragen, während die SPÖ das Potenzial habe, dazuzugewinnen. Dornauers Ziel, so sagt er im Interview, wären 30 Prozent. Sollte es zur Regierungsbeteiligung kommen, so wolle er Innen-, Sozial- und Gesundheitsministerium in roter Hand.

Rot-Blau vom Tisch

Eine mögliche rot-blaue Zusammenarbeit schloss Dornauer, der in der Vergangenheit durchaus als Verbindungsmann zur FPÖ galt, hingegen de facto aus: "Rot-Blau im Bund ist vom Tisch". Die FPÖ sei in einem "absolut unzuverlässigen Zustand", daher habe er derzeit in diese Richtung keine Präferenz – auch wenn er als Demokrat niemanden von vornherein ausschließe. "Ich bin auch konsterniert gewesen, dass Norbert Hofer eine solche Zusammenarbeit a priori ausgeschlossen hat. Schließlich waren es die Freiheitlichen, die seit Jahr und Tag darüber klagen, dass sie ausgegrenzt würden", meinte der Tiroler SPÖ-Vorsitzende.

Eine Koalition mit den Grünen sowie den Neos behagte Dornauer ebenfalls nicht: "Mit den Grünen im Sitzkreis will ich keinen Staat führen". Er sei kein Werner-Kogler-Fan, die Neos seien ihm nur "mäßg sympathisch". Zudem sei die Wählerklientel der Neos relativ weit von jener der Sozialdemokratie entfernt.

Soziale Gerechtigkeit in Tirol

An der schwarz-grünen Tiroler Landesregierung ließ der Oppositionschef kein gutes Haar: "Die niedrigsten Einkommen, die höchsten Wohnkosten, 2,5 Millionen Lkw pro Jahr über den Brenner – das ist die Bilanz von sechs Jahren Schwarz-Grün." Sein Ziel sei, bei der Landtagswahl 2023 weiter zuzulegen und dann in einer Koalition mit der ÖVP das Land sozial gerechter voranzubringen.

Fake-Mail und Stammtischfoto

In den vergangenen Monaten hatte der seit März amtierende Landesparteichef durch einige Affären für Schlagzeilen gesorgt – zuletzt durch eine wahrscheinliche Fake-Mail, in der angebliche illegale ÖVP-Parteispenden aufgelistet sind. Der Ball liegt inzwischen bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft. "Dornauer ist einer, der nicht nur so durchschwimmt, sondern der durch das Becken richtig durchzieht", sah der Tiroler SPÖ-Chef keine Kursänderung vonnöten. Die kurzen Intervalle zwischen seinen politischen Aktivitäten hätten sicher für eine "kleine Ruhestörung" innerhalb des Parteiapparats gesorgt. Nicht jeder komme mit dem Tempo, das er und sein Team vorlegten, mit.

Von Fettnäpfchen, in die er getappt, sei, wolle er nicht sprechen, denn: "Fettnäpfchen sind etwas für Dummköpfe." Auf die Frage, was er anders gemacht hätte, meinte Dornauer, dass er etwa das private Stammtischfoto mit Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger nicht hätte veröffentlichen sollen. Auch das ungeprüfte Veröffentlichen der "Fake-Mail" könnte ein Fehler gewesen sein, aber er sehe es auch als seine Aufgabe als Oppositionspolitiker, bei schwerwiegenden Vorwürfen Fragen zu stellen. (red, APA, 15.8.2019)