Die Rabtaldirndln feiern ein feministisches Tempelfest.


Susanne Posch

Das Rabtal, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2003. Hier, in der fiktiven steirischen Landschaftsvertiefung, beginnt ein Performancekollektiv über die Spannungen zwischen Stadt und Land intensiver nachzudenken und Theaterarbeiten zu realisieren. Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren entwickeln Die Rabtaldirndln heftig-deftige Bühnenarbeiten, die Lebensräume und das diesen innewohnende Konfliktpotenzial genauer unter die Lupe nehmen. Ja, da werden auch die Hosen runtergelassen, Schnaps getrunken und viele schöne neue Begriffe gelernt (zum Beispiel "Sennentuntschi").

Landflucht, falsche Idyllen, Bauernsterben, das ideologische Auseinanderdriften von Stadt und Land, Jungfamiliendramen, das Ausbrechen aus erlahmten Biografien: Es gibt immer was zu diskutieren. In ihrem jüngsten Stück FËST, das im Frühsommer beim Hoftheater Hainersdorf, dem Bauernhof einer der Künstlerinnen, seine Uraufführung hatte, geht es um die Tücken der Antipatriarchatsdiskussion.

Willkommen Matriarchat?

Was soll an die Stelle patriarchaler Macht treten? Die Rabtaldirndln fantasieren bei einem rituell anspruchsvollen Tempelfest: Auch ein Matriarchat ist nicht das Gelbe vom Ei. FËST greift verkürzt geführte geschlechtsspezifische Diskussionen auf ("Männer sind so und so", "Frauen sind so und so") und dröselt Zwänge und Zuschreibungen auf, die an uns allen auch unbewusst haften.

Die Rabtaldirndln – Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond, Gudrun Maier und Gerda Saiko – gehören mit ihrem rustikal-autoritären Deklamationsstil zu den herzhaftesten und eigenständigsten Gruppen der heimischen Theaterszene und haben im gesamten deutschen Sprachraum ihr Publikum. Regie führt Ed. Hauswirth (bekannt vom Theater im Bahnhof). (21.8.2019, Margarete Affenzeller)