Eva Blimlinger und Daniel Zadra sehen am Bodensee einen guten Ort für eine europäische Universität.

Foto: Jutta Berger

Bregenz – Auf dem Fischersteg in Bregenz, im Hintergrund das deutsche Seeufer, präsentierten die Grünen am Montag ihre Ideen zum Universitätsland Vorarlberg.

Das westlichste Bundesland hat eine Fachhochschule, eine pädagogische Hochschule, eine Fern-Uni und ein Konservatorium, das bald zur Privat-Uni wird – aber bis jetzt keine Universität. Geht es nach den Grünen, soll sich das rasch ändern.

Mit Mitteln aus dem EU-Programm für staatenübergreifende Bildungskooperationen (aktuell 85 Millionen Euro) ließe sich eine europäische Universität realisieren, sagt Bildungssprecher Daniel Zadra. Keine Uni im traditionellen Sinn, erklärt Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste und Grünen-Kandidatin zur Nationalratswahl.

Für eine klassische 23. Universität in Österreich sieht sie wenig Chancen, große Möglichkeiten bestünden aber für ein "neues Konzept des Lernens in Kooperation mit bestehenden Bildungseinrichtungen". Konkret soll mit der IBH, der Internationalen Bodenseehochschule, dem größten hochschulübergreifenden Verbund Europas, kooperiert werden.

Internationales Uninetzwerk am Bodensee

Mitglieder der IBH sind die Universitäten Zürich, Konstanz, St. Gallen und Liechtenstein und zahlreiche Fachhochschulen der vier Länder. Insgesamt besteht der Verbund aus 30 Hochschulen. Die Unis bieten gemeinsam Studienfächer bis zum Doktorat an. Über die Drehscheibe der IBH wird vernetzt, werden Forschungsprojekte initiiert, Serviceleistungen für Studierende organisiert. Dieses Know-how sollte Vorarlberg nutzen, meinen Blimlinger und Zadra.

Im Juni wurden die ersten 17 europäischen Hochschulen, die aus 54 Bewerbungen ausgesucht wurden, von der EU-Kommission bekanntgegeben. Darunter auch die Universität Graz und die Universität für Bodenkultur in Wien. Vorarlberg sollte 2020 ein Projekt einreichen, fordert Zadra.

Ein europäischer Abschluss

Die Idee einer europäischen Universität besteht darin, interuniversitäre Einheiten zu bilden, zwischen denen sich Studierende, Lehrende, Forschende bewegen können. Fachkenntnisse, Plattformen und Ressourcen sollen gebündelt werden, um gemeinsame Lehrpläne oder Module zu erstellen, die verschiedene Disziplinen abdecken.

Diese Lehrpläne sollen, so die Zielvorgabe der EU-Kommission, sehr flexibel sein und den Studierenden den Erwerb eines europäischen Abschlusses ermöglichen. Die Studierenden können dabei ihr Studium individuell gestalten und selbst entscheiden, was sie wo und wann studieren.

Was Vorarlberg in diesen Bildungsverbund einbringen könnte, haben die Grünen noch nicht definiert. Ihr Vorschlag an die Landesregierung: Verhandlungen mit Liechtenstein, Baden-Württemberg, Bayern und der Schweiz über die Etablierung einer europäischen Universität aufnehmen. Gemeinsam mit der IBH sollte der Landeshauptmann die nächsten Schritte planen und für die finanziellen Mittel sorgen. Nächstes Jahr müsste sich Vorarlberg dann bewerben, sagt Zadra.

Ob die europäische Universität einen Standort in Vorarlberg braucht, werde sich zeigen, sagt Zadra. Prädestiniert für einen Campus wäre aus seiner Sicht das brachliegende Bregenzer Seestadtareal. (Jutta Berger, 26.8.2019)