Für die sechsjährige Belinda beginnt die Schule. Sie ist aufgeregt und freut sich, nicht mehr in den Kindergarten gehen zu müssen. Die Eltern haben beschlossen, dass ihre Tochter nun einen Arbeitsplatz in ihrem Zimmer braucht. Das Kinderzimmer muss deswegen umgestellt und einige Sachen ausgemistet werden. Gemeinsam haben Belinda und ihre Mama überlegt, welche Spielsachen sie nicht mehr haben möchte.

Alex (10) und Flo (6) sind in den Ferien mit ihren Eltern übersiedelt. Die Buben durften bei vielen Dingen selbst entscheiden, was sie in die neue Wohnung mitnehmen. Bei manchen Sachen haben die Eltern entschieden, und bei einigen Stücken gab es zum Teil heftige Diskussionen.

Da die Ferien vorbei sind, haben Selma (14) und Mario (16) begonnen, ihre Schulsachen zu sichten. Die beiden Jugendlichen überlegen, welche Mitschriften und Bücher der letzten Klasse sie im neuen Schuljahr noch brauchen und sortieren aus, was unnötig ist.

Kleiner Neubeginn

Mit Ferienende sind wohl die wenigsten Kinder froh, dass Kindergarten und Schule wieder beginnen und ein geregelterer Tagesablauf einkehrt. Der Schulbeginn im Herbst ist immer auch ein (kleiner) Neubeginn. Für viele Kinder, Jugendliche, Eltern und Bezugspersonen Anlass genug, auszumisten. Dafür braucht es Ruhe und Gelassenheit. Je nach Alter sollte man das Kind in die "Aktion Kinderzimmer aufräumen" miteinbeziehen. Gemeinsam überlegt man dann, welche Gegenstände noch gebraucht und was weiter- oder weggegeben werden kann.

Das Kind selbst aufräumen oder entscheiden lassen, lässt vielleicht Konflikte vermeiden.
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Dazu gehört aber auch, dass unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen. Dann ist es sinnvoll, die Entscheidungen des Kindes zu akzeptieren. Oder es hilft ein Gespräch, warum es wirklich notwendig ist, sich von Dingen zu trennen, auch wenn es nicht leicht fällt. Es gibt einfach Kinder, die sich ungern von ihren eigenen Sachen trennen, und andere, die sehr bereitwillig beim Ausmisten ihres Zimmers mithelfen.

Kinder verbinden Kinder mit bestimmten Dingen etwas ganz anderes als Erwachsene. So kann es durchaus sein, dass Kinder an allen Gegenständen in ihrem Zimmer hängen. Sie verbinden damit Beständigkeit und Geborgenheit.

Erinnerungen von Eltern und Bezugspersonen

Oft ist es auch umgekehrt: Bezugspersonen trennen sich viel schwieriger, weil Erinnerungen an die Zeit mit dem Kind am Gegenstand hängen. Eltern und Bezugspersonen haben größere Weitsicht und können eher abschätzen, ob ein Spielzeug oder Stück Gewand noch benötigt wird. Es hilft, manche Dinge einfach nur wegzuräumen anstatt zu entsorgen.

Durch die Erfahrung vieler Eltern und Bezugspersonen, dass die meisten Kinder sich von noch so kleinen, alten und in ihren Augen unnötigen Gegenständen nicht trennen können, ist es verlockend, heimlich im Kinderzimmer Ordnung zu schaffen und zu entsorgen. Das kann das Kind aber als Vertrauensbruch erleben. Es kann passieren, dass bei aller Vorsicht etwas für das Kind Wichtiges entsorgt wird.

Klare Regeln helfen

Das Aufräumen und Ausmisten des Zimmers einige Tage zuvor anzukündigen, hilft dem Kind dabei, sich damit zu beschäftigen, dass es sich von Sachen trennen muss – und warum. Klar sollte sein, dass das Kind ein Mitspracherecht hat. Geben Sie doch die Gegenstände zuerst in Kisten oder Säcke, so kann das Kind noch überlegen, ob es doch nicht etwas behalten oder an eine Freundin oder Freund verschenken möchte. Bei einem Flohmarkt teilzunehmen kann dazu ein besonderes Erlebnis für Kind und Eltern sein.

Dass die große Aufräumaktion mit viel Stress verbunden ist, ist klar. Womöglich hilft es, übers Jahr verteilte, kleinere Entrümpelungen zu machen. Dann ist die Trennungsschwierigkeit auch geringer.

Ihre Erfahrung?

Wie halten Sie es mit dem Ausmisten von alten Sachen? Lassen Sie Ihre Kinder allein entscheiden, was weggegeben werden soll? Posten Sie Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 30.8.2019)