Zum Gruppenfoto am Ende schlich sich auch die grüne EU-Abgeordnete Sarah Wiener auf die Bühne.

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So hätte man sich das wahrscheinlich nicht vorgestellt. Zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum wollen die Grünen lautstark in den Wahlkampf starten.

Wetterbedingt brauchte es etwas, bis sich zumindest ein Teil des Platzes nach und nach füllte. Ein Meer an grünen Regenjacken und Schirmen ließ das, was da war, dann doch ein wenig größer erscheinen. Auf der Bühne sorgte die Sängerin Ankathie Koi für Stimmung: "Ein bisserl Regen ist ein bisserl wurscht."

Den Anfang machte die Polit-Newcomerin Sibylle Hamann, die sich zuvor als Journalistin einen Namen machte. Sie nahm das Publikum auf eine Zeitreise: In den Frühling, da war es vielleicht wärmer, aber auch stickig. Vor allem politisch. Und so setzte sie zum Rundumschlag gegen Türkis-Blau an. Die ÖVP sollte an diesem Tag noch öfter angesprochen werden.

Kurz in der Kritik

So auch von Robert Habeck, angekündigt als "grüner Rockstar", der die Türkisen lautstark kritisierte: "Zurecht habt ihr Neuwahl, aber zu unrecht hält die ÖVP die Tür zu den Rechtspopulisten offen." Diese Flanke müsse man dichtmachen. Bleibt die Frage offen, ob damit eine grüne Regierungsbeteiligung gemeint ist. Konkreter wollte dazu am Samstagnachmittag niemand werden. Für Seitenhiebe gegen Kurz wurde jedenfalls mit dem lautesten Applaus gedankt.

Der Chef der deutschen Grünen kam schon zum Wahlkampfauftakt bei den EU-Wahlen. Am Samstagnachmittag ging er mit der ÖVP hart ins Gericht.
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Mit "Werner, Werner"-Rufen wurde Spitzenkandidat Werner Kogler auf die Bühne gerufen. Auch er ging auf den türkisen Mitbewerber ein. Die Umfragen würden zeigen, dass sie Zeit der türkis-blauen Regierung am Ende sei. Die Menschen wünschten sich einen Wechsel. Doch in der ÖVP-Zentrale würde man das noch nicht verstehen. Man werde aber offensiv Gespräche suchen und schauen, ob die angekündigte Wende wirklich passieren kann. Die Türkisen müssten sich auf ihre christlich-sozialen Werte zurückbesinnen. Ein Blick in die Bibel würde zeigen: "Es ist nie zu spät zur Umkehr."

Einzige Klimapartei

Bei Fragen der Klimapolitik tat man sich da schon leichter. Die Grüne Nummer Zwei Leonore Gewessler, früher bei der Umweltschutzorganisation Global 2000, sprach vom "Multiorganversagen" in der österreichischen Klimapolitik. Habeck spottete über die neu entdeckten Klimaschützer in den Großparteien: "Je radikaler sie reden, desto schwächer agieren sie in der Gegenwart."

In dieser Frage kritisierte Spitzenkandidat Werner Kogler vor allem die Sozialdemokratie. "Nach Kreisky ging’s bergab", hieß es dazu. "Was sie seither abliefern, ist traurig." In Zeiten der Wende sei die SPÖ "verlässlich auf der falschen Seite." Illustriert wurde mit Blick auf die grüne Entstehungsgeschichte: Schon bei der Besetzung der Hainburger Au seien "die roten Funktionäre auf der anderen Seite der Donau gestanden."

Spitzenkandidat Werner Kogler möchte für die Grünen das "größte politische Comeback der zweiten Republik."
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Doch nicht nur Klimapolitik soll auf dem Programm stehen , Werner Kogler möchte die Grünen als "Vollsortimentspartei" wissen. Sie seien die Einzigen, die Umweltschutz, Wirtschaft und die soziale Frage verbinden. Dafür brauche es die Grünen. Der Spitzenkandidat zeigte sich durchaus ambitioniert: Man will das "größte politische Comeback der zweiten Republik" schaffen. (Franziska Windisch, 7.09.2019)