Einige Kandidaten hoffen noch, andere haben bereits ihren Rückzug aus dem Nationalrat bekanntgegeben. Die geschlagene Wahl bringt gravierende Änderungen in der Zusammensetzung des Nationalrats. Vor allem für zahlreiche Abgeordnete von SPÖ und FPÖ gehen die Stimmenrückschläge im Wahlergebnis auch mit einem Jobverlust einher.
Für die ÖVP und die Neos ziehen aufgrund des Mandatsplus viele neue Gesichter ins Hohe Haus. Die Grünen sind durch ihren fulminanten Wiedereinzug bis auf zwei Ausnahmen fast ausschließlich durch Debütanten im Nationalrat vertreten. Zwar kann die finale Auszählung von Vorzugsstimmen und Wahlkarten noch Umreihungen zur Folge haben, im Wesentlichen steht die personelle Besetzung des künftigen Nationalrats aber fest. Jedenfalls bis etwaige Abgeordnete auf die Regierungsbank wechseln.
ÖVP
Stolze 73 Mandate hat die ÖVP laut vorläufigem Endergebnis in der kommenden Gesetzgebungsperiode zu besetzen. Durch die Briefwahlauszählung können noch bis zu zwei Mandate zu den Grünen wandern. Selbst dann haben die Türkisen zehn zusätzliche Mandate zu vergeben. Ein prominenter Neuzugang der Volkspartei ist Axel Melchior, seit 2017 Bundesgeschäftsführer der Partei.
Es gibt aber auch türkise Abgänge zu verbuchen. Im Nationalratswahlkampf 2017 noch als Quereinsteiger prominent auf dem siebten Platz der Bundesliste gereiht, wurde der Starmathematiker und Bildungssprecher Rudolf Taschner zwei Jahre später auf Platz 17 verfrachtet und ist somit trotz des türkisen Wahlsiegs nicht im künftigen Nationalrat.
SPÖ
Durch das Wahldebakel bei den Sozialdemokraten müssen zahlreiche, auch langjährige rote Abgeordnete ihren Platz räumen – etwa Hermann Krist und Walter Bacher, beide seit 17 Jahren im Nationalrat. Elf Mandate weniger sind es – nach aktuellen Schätzungen – für die Sozialdemokraten. Muna Duzdar, immerhin ehemals Staatssekretärin unter Bundeskanzler Christian Kern, muss ihren Schreibtisch im Klub räumen.
Obwohl der Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend Julia Herr ein Fixmandat zugesagt wurde, stehen auch ihre Chancen schlecht. Gibt es keine überraschenden Mandatsverzichte auf der Bundesliste, gehört die kritische Stimme der Roten nicht dem neuen Nationalrat an.
Es gibt aber auch bei den Sozialdemokraten einen prominenten Neuzugang. Der Vorgänger von Thomas Drozda als SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher zieht über ein Regionalwahlkreismandat in den Nationalrat ein.
FPÖ
Dass es zu Mandatsverlusten kommen wird, war den Freiheitlichen wohl klar. Damit, dass aber doch so viele prominente blaue Abgeordnete ihren Sitz räumen müssen, hätte man wohl nicht gerechnet. Der frühere niederösterreichische Landesparteisekretär Christian Höbart hat am Wahlabend bereits auf Facebook sein Karriereende verkündet. Frauensprecherin Carmen Schimanek, der Kärntner Wendelin Mölzer und Sicherheitssprecher Werner Herbert haben künftig kein Mandat mehr. Auch Hans-Jörg Jenewein, immerhin Fraktionschef im BVT-U-Ausschuss, hat – nach aktueller Datenlage – keinen Platz im künftigen Nationalrat.
Viele Neuzugänge gibt es bei den Freiheitlichen nicht. Norbert van Handel, Mitbegründer des St.-Georgs-Ordens, ist einer der wenigen Neuen unter den Freiheitlichen.
Die Grünen
Alles neu macht die Wahl für die Grünen. Einzig Alma Zadic war auch schon in der vergangenen Gesetzgebungsperiode im Nationalrat vertreten, damals noch im Klub der Liste Jetzt. Nationalratserfahrung haben auch Grünen-Chef Werner Kogler und die Wissenschaftspolitikerin Sigrid Maurer. Auch sie wird dem Nationalrat künftig wieder angehören.
Ansonsten nehmen in den grünen Reihen viele Quereinsteiger Platz – etwa die Journalistin Sibylle Hamann oder Leonore Gewessler, vorher Sprecherin der Umweltorganisation Global 2000. Auch die Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, Eva Blimlinger, wird überraschend Teil des grünen Klubs.
Neos
Das pinke Team im Nationalrat hat keine Abgänge zu verzeichnen. Alle bisherigen Mandatare sind auch künftig im Nationalrat vertreten. Bis zu fünf weitere Kandidaten dürften sich aber – nach gegenwärtigen Schätzungen – unter die erfahrenen Parlamentarier mischen. Der prominenteste pinke Neuzugang ist wohl der ehemalige Kurier-Herausgeber Helmut Brandstetter. Für etwaige Namensverwirrungen könnte der Einzug der pinken Kandidatin Henrike Brandstötter sorgen. (Franziska Windisch, 30.09.2019)