In keinem anderen Staat in Südosteuropa sind die Bürger so aktiv, wach sowie selbstbewusst und die Demokratie und der Pluralismus so ausgeprägt wie im Kosovo. Die Kosovaren haben bereits in der jugoslawischen Zeit gelernt, die Verhältnisse infrage zu stellen und sich gegen die etablierten Machtstrukturen aufzulehnen. Am Sonntag haben sie die korrupten Eliten in die Opposition geschickt – etwas, das in Bosnien-Herzegowina, in Montenegro oder in Serbien unvorstellbar wäre.

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Am Sonntag gewann im Kosovo die linksnationalistische Vetëvendosje (VV) die Parlamentswahl.
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Eine Koalition von Albin Kurti und seiner linksnationalistischen Bewegung Selbstbestimmung mit der konservativen LDK und ihrer in den USA ausgebildeten, 37-jährigen Spitzenkandidatin Vjosa Osmani dürfte ein erfrischendes Experiment werden. Spießen könnte es sich, wenn der Dialog mit Serbien wieder aufgenommen wird.

Denn die LDK ist weit mehr geneigt, dem Druck der USA nachzugeben, als Kurti. US-Präsident Donald Trump hat nun Richard Grenell, seinen Botschafter in Deutschland, zum neuen Beauftragten für den Kosovo-Serbien-Dialog ernannt. Die Alarmglocken schrillen bereits. Denn Grenell könnte nochmals versuchen, einen Gebietstausch nach ethnischen Kriterien durchzupeitschen.

Spannend wird es, wenn der serbische Präsident Aleksandar Vučić und Kurti das erste Mal aufeinandertreffen. Kurti wurde unter dem Milošević-Regime in einem Gefängnis gefoltert. Vučić war damals Informationsminister. (Adelheid Wölfl, 8.10.2019)