Wir werden älter, das ist auch gut so. Die Kehrseite ist: Wir werden nicht gesund älter. Und ältere Kranke brauchen mehr Betreuung. Für die Ärztekammer ist das wieder ein Grund, auf einen drohenden Ärztemangel hinzuweisen. Und es ist ein Appell an Türkis-Grün, denn Gesundheitspolitik fristet in den Koalitionsverhandlungen nur ein Schattendasein.

Kammerpräsident Thomas Szekeres hat recht: Viele Ärzte gehen in den kommenden Jahren in Pension, während gleichzeitig der Bedarf in der Versorgung steigt.

Bei der geriatrischen Betreuung ist der persönliche Kontakt entscheidend.
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Was Szekeres nicht dazusagt: Die Zahl der Kassenärztestellen zu erhöhen mag zwar eine legitime Forderung der Standesvertretung sein, die Versorgungsprobleme werden dadurch nicht gelöst. Auch pflegendes Personal fehlt. Immerhin ist ein Drittel der Pflegekräfte über 50 Jahre alt.

Diese beiden Gruppen müssen endlich gemeinsam agieren. Es hilft nicht, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und die lautere Standesvertretung die leisere übertönt.

Die Zeit der Ärzte als Einzelkämpfer ist vorbei. Es braucht ein Gesamtkonzept. Bei der geriatrischen Betreuung ist der persönliche Kontakt entscheidend. Die Aufgaben müssen definiert werden, mehr mobile Ärzte und Community-Nurses, also Pflegekräfte, die für einen Bezirk zuständig sind, würden helfen. Die gibt es bisher nur in einzelnen Gemeinden oder als Pilotprojekt. Neue Lösungen sind sinnvoller, als Pfründen zu verteidigen. (Marie-Theres Egyed, 5.12.2019)