Mit Vehemenz wolle er Gerüchte dementieren, wonach er in einer "Verschwörergruppe" mithelfe, den kurz vor einem Parteiausschluss stehenden Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für die Wiener Gemeinderatswahl in Stellung zu bringen, sagt der ehemaligen FPÖ-Politiker Harald Fischl im Gespräch mit dem STANDARD.

Kurier und Krone hatten von einem blauen "Geheimtreffen" in einem Wiener Innenstadtlokal berichtet, bei dem eine Runde um Fischl über ein Polit-Comeback Straches beraten hätte. "Schwachsinn", sagt Fischl: "Das war ein ganz normales Ganslessen, wie wir es in der kleinen Runde jedes Jahr machen."

Der ehemalige FPÖ- und BZÖ Politiker Fischl (61), ein Fan Jörg Haiders aus den ersten Tagen, fungiert seit Wochen als "Mediator" zwischen der FPÖ-Führung und Heinz-Christian Strache. Der Status quo: FPÖ-Obmann Norbert Hofer hat eine Rückkehr Straches in die FPÖ nach dessen Suspendierung dezidiert ausgeschlossen. Ein Parteiausschluss steht nach der Ibiza-Affäre und den schweren Spesenvorwürfen kurz bevor. Strache soll zuvor vor ein blaues Schiedsgericht geladen werden – was dieser dem Vernehmen nach aber ablehnt.

Kickl will an die Macht

"Ich versuche, Brücken zu bauen, das ist aber äußerst schwierig, weil sich vor allem Herbert Kickl wenig kooperativ zeigt. Im Gegenteil. Er scheint überhaupt kein Interesse an einer Befriedung zu haben, er lässt keine Gelegenheit aus, um Strache zu verletzen. Jedes Mal, wenn ich Vertrauen aufgebaut habe, ist wieder irgendein Rülpser vonseiten Kickls gekommen, was die Vertrauensbasis wieder infrage gestellt hat. Ich habe den Eindruck, er will selbst an die Macht", sagt Fischl.

Harald Fischl warnt vor einem neuen "GAU".
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Der blaue Unternehmer, der unter anderem in ein Hotelprojekt auf Mallorca investiert, gibt seinen alten Parteifreunden Kickl und Hofer zu bedenken, dass gegen Strache noch keine Fakten vorlägen und ein Ausschluss aus der Partei nach hinten losgehen könnte. "Es gibt bis dato nur Vermutungen, Verdächtigungen, und noch gilt die Unschuldsvermutung. In dieser Situation Strache aus der Partei ausschließen zu wollen, ohne Fakten oder Gerichtsbeschlüsse in der Hand zu haben, ist unverantwortlich. Was, wenn sich herausstellt, dass Strache zu Unrecht beschuldigt wird, und sich die Spesenaffäre als konstruiert darstellt? Dann stehen Hofer und Kickl aber ordentlich unter Druck, dann zerlegt’s die Partei", sagt der FPÖ-Insider Fischl, der in der Vergangenheit parteiintern immer wieder Strippen gezogen hat.

Mit einem Parteiausschluss würde man Strache "endgültig zu einem Märtyrer, zu einer Kultfigur mit unabsehbaren Folgen für die FPÖ" machen. Denn sollte Strache tatsächlich in Wien erfolgreich antreten, würde dies auch in der Bundespartei ein Beben auslösen. Er habe Strache aber abgeraten, sich momentan wieder politisch zu engagieren. Fischl: "Er soll sich besser auf alle Vorwürfe vorbereiten." Denn aktuell stehe im Zentrum, dass die Justiz ermittle – "mit völlig offenem Ergebnis".

Mitleid mit seinem Freund Strache empfinde er jedoch nicht. Er sei auch "kein Zimperlicher, wenn’s drauf ankommt", Strache müsse diese Krise jetzt eben durchstehen. Er habe letztlich auch jene Personen ausgesucht, die ihn nun schwer belasten.

Eine Brücke zu H.-C.

"Ich will aber trotz allem weiter versuchen, doch noch eine Brücke zwischen der FPÖ und dem Heinz zu bauen. Die Wiener Freunde sind eh sehr kooperativ, mit ihnen kann man gut reden", sagt Fischl.

Es sei gegenwärtig aber nicht zu leugnen, dass die FPÖ aus Knittelfeld nichts gelernt habe. Das steirische Knittelfeld: Der Ort der Parteispaltung 2002 steht nach wie vor für das große Trauma der FPÖ. Er wolle vor einem neuen derartigen "GAU" warnen, sagt Fischl. (Walter Müller, 7.12.2019)