Sabine Seidler ist Rektorin der TU Wien und neue Präsidentin der Universitätenkonferenz.

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Universitäten schweben nicht im luftleeren Raum. Das, was dort geschieht, hat sehr oft, sehr unmittelbar mit dem Leben der Menschen außerhalb der Hochschulen zu tun, auch wenn das nicht immer und überall sofort sichtbar oder allen bewusst ist. Auch, weil die Unis mitunter noch zu wenig mit der Öffentlichkeit kommunizieren.

Ideen für ein besseres Leben

Das möchte Sabine Seidler, die neue Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), ändern, indem sie es einen Schwerpunkt ihrer Amtszeit macht: Nach außen mehr und besser kommunizieren, was an den Universitäten passiert, und zeigen, welche Alltagsrelevanz diese Arbeit für die Menschen hat: "Wir wollen die Potenziale von wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung sichtbar und nutzbar machen", sagte die seit 2011 amtierende Rektorin der TU Wien am Dienstag. Etwa indem "Ideen, die unser Leben verbessern", vorstellt werden.

Einige dieser Ideen, die unser Leben verbessern könnten und im Wissenschaftsbereich schon lange auf dem Tisch lagen, haben nun wichtige junge Kommunikatorinnen und Kommunikatoren gefunden, die das Wissen der Universitäten hinaustragen, wie Seidler am Beispiel der weltweiten Klimaschutzdebatte ausdrücklich betonte. Es sei die vor allem von Schülern und Studierenden getragene Fridays-for-Future-Bewegung, die die zwei wichtigsten Voraussetzung zur Lösung des Klimaproblems systematisch angesprochen habe: "Unser eigenes Handeln und die Wissenschaft", sagte Seidler. Fridays for Future beziehe sich systematisch auf wissenschaftliche Ergebnisse und habe zu einer deutlichen qualitativen Verbesserung des Klimadiskurses beigetragen. Diese Evidenzbasierung wolle die Uniko "nach Kräften unterstützen".

Optimistisch, dass etwas Gutes rauskommt

Mit konkreten Forderungen oder auch nur Empfehlungen an die Regierungsverhandler von ÖVP und Grünen hielt sich die Uniko-Präsidentin bewusst zurück. Nur so viel: "Soweit ich die Verhandlungsteams kenne, bin ich optimistisch, dass etwas Gutes für die Unis rauskommt."

Die Notwendigkeiten der Universitäten liegen ohnehin auf dem Tisch und sind den Verhandlerinnen und Verhandlern ohnehin bekannt: Für die Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 haben die Unis, ausgehend von den elf Milliarden Euro der laufenden Dreijahresperiode, bis 2021 ein Budgetplus von 2,1 Milliarden Euro deponiert. Das sei ein "wohlüberlegter Finanzbedarf", betonte Seidler: "Ich denke, wir haben gut gerechnet."

Dieser Betrag setzt sich zusammen aus 700 Millionen Euro zur Abdeckung von Teuerungs- und Struktureffekten, 550 Millionen Euro für Bauten, Mieten und Infrastrukturinvestitionen, 500 Millionen Euro für die Fortsetzung der Studienplatzfinanzierung und Verbesserung der Betreuungsrelationen sowie weitere 350 Millionen Euro für den Ausbau der Stärkefelder der Unis und den Bereich Digitalisierung.

Mehr Geld für Grundlagenforschung

Bereits im November hat die Uniko, damals noch unter dem Vorsitzenden Oliver Vitouch, Rektor der Uni Klagenfurt, eine höhere Dotierung des Wissenschaftsfonds FWF gefordert. Derzeit wird nur ein Fünftel der Anträge gefördert, deutlich weniger als im internationalen Schnitt.

Mit Vitouch teilt die 58-jährige Uniko-Vorsitzende, die 1996 als erste Professorin für Werkstoffwissenschaften an die TU Wien berufen wurde, auch den Wunsch nach einem eigenständigen Wissenschaftsministerium, in dem alle Forschungsagenden (also zur Grundlagen- auch die angewandte Forschung) gebündelt werden sollten. In den vergangenen Jahren hätten die Schulagenden die Hochschulagenden oft in den Hintergrund gedrängt, schlicht weil die "Zahl der Baustellen im Bildungsministerium wesentlich höher war", sagte Seidler: "Und das wird auch in Zukunft so sein."

Stören ist keine Diskussion

Ob zu den zwei Vorfällen um Störungen von Lehrveranstaltungen in Zukunft noch weitere dazukommen werden, wird sich zeigen. Angesprochen auf die Störaktionen von Vorlesungen des FPÖ-nahen Historikers Lothar Höbelt an der Uni Wien und einer Protestaktion gegen einen Auftritt der deutschen Feministin Alice Schwarzer an der Universität für angewandte Kunst, meinte Seidler: "Man muss diesen Diskurs führen – aber eben in Form eines Diskurses, nicht in Form des Versuchs einer Verhinderung. Stören ist keine kritische Diskussion." (Lisa Nimmervoll, 11.12.2019)