Die Besetzung des Festsaals an der TU Wien währte nur kurz. Nach sechs Stunden entfernte die Polizei die Aktivisten aus dem Gebäude

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Wien – Die Räumung des Festsaals der Technischen Universität Wien (TU) sorgt für dicke Luft zwischen den Uni-Aktivisten und dem Rektorat. Am Dienstagnachmittag besetzten rund 100 Personen, die sich unter dem Motto "Uns reicht’s" versammelt hatten, gegen den Widerstand von Securitypersonal den Festsaal. Dort artikulierten sie politische Forderungen, etwa jene einer Behebung des Platzmangels und einer Erhöhung des Hochschulbudgets. Zudem wünschten sie sich ein direktes Gespräch mit den türkis-grünen Koalitionsverhandlern.

DER STANDARD

Die Rektorin der TU, Sabine Seidler, erklärte sich zu Gesprächen bereit und bot den Aktivisten ihre Hilfe bei der Vermittlung eines Treffens mit den Politikern an. Im Gegenzug sollten die Aktivisten den Festsaal verlassen. "Sich gewaltsam Zutritt zu TU-Räumen zu verschaffen ist kein adäquates Mittel, Forderungen durchzusetzen", sagte Seidler. Als sich keine Einigung abzeichnete, veranlasste die Rektorin die Räumung durch die Polizei.

Vermittlungangebot "verspielt"

Die Aktivisten sind über Seidlers Agieren empört. Diese habe Diskursbereitschaft geheuchelt, dann aber – nach nur sechs Stunden Besetzung – mit der polizeilichen Räumung alle Register gezogen, um einen Dialog zu ersticken.

DER STANDARD wollte am Mittwoch wissen, ob Seidlers Angebot einer Vermittlung mit der Politik nach wie vor aufrecht sei: "Nein, das haben die Studierenden durch ihre Verweigerung am Dienstagabend verspielt", teilte ihre Sprecherin mit.

Die Österreichische Hochschülerinnenschaft (ÖH) stellte sich am Mittwoch hinter die Aktion der Studenten an der TU. "Wenn Studierende und ihre Anliegen nicht gehört und ernst genommen werden, muss man eben zu solchen Mitteln greifen." Zehn Jahre nach "Uni brennt" stehe man immer noch vor massiven Herausforderungen im Hochschulsektor, hieß es in der Erklärung, die an die Proteste im Jahr 2009 gegen Beschränkungen des Hochschulzugangs erinnerte.

"@wiederbrennen", so heißt das Twitter-Profil der "Uns reicht’s"-Aktivisten. Am Mittwoch versammelten sich einige von ihnen im Parlament. Die ÖH-Vorsitzende zur Zeit der "Uni brennt"-Proteste, Sigi Maurer, sitzt diesmal allerdings als Grünenpolitikerin auf den Rängen der Abgeordneten – dort, wo sich die Studierenden Gehör für ihre Forderungen nach einer "gerechteren Hochschulpolitik" schaffen wollen. (ta, red, 11.12. 2019)