Kümmert sich um die Finanzen der Staatsoper: Petra Bohuslav.

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Beim anstehenden Wechsel von Staatsoperndirektor Dominique Meyer zur Mailänder Scala und der Übernahme seines Postens durch Bogdan Roščić will man nicht vom Ende einer Epoche sprechen. Die Tatsache, dass die niederösterreichische Langzeitlandesrätin Petra Bohuslav von Thomas W. Platzer die kaufmännischen Agenden des Opernhauses übernimmt, markiert allerdings in der Tat das Ende einer Ära.

Platzer war nicht nur für Meyer der stets gelobte Mann der Zahlen. Er war es auch für Meyers Vorgänger Ioan Holender. Der Job beinhaltet also Herausforderungen. Bohuslav, wiewohl bis dato nicht durch besondere Nähe zum Musiktheater aufgefallen, verfügt allerdings neben Erfahrungen im ökonomischen Bereich auch über Flexibilität. Der berufliche Werdegang der 54-jährigen ÖVP-Politikerin lässt darauf schließen.

Auch Tennislehrerin

Die gebürtige Wienerin studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und promovierte nach mehreren Auslandsstudien zur Doktorin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Dabei finanzierte sich Bohuslav ihr Studium zu großen Teilen selbst. Sie arbeitete als staatlich geprüfte Tennislehrerin und wickelte verschiedene Projekte in den Bereichen Marketing und Tourismus ab. Sie wurde 1996 Geschäftsführerin des Archäologischen Parks Carnuntum und leitete ab 2001 das Congress Casino Baden. Drei Jahre später holte sie der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll in die Politik und machte sie zur Landesrätin. Zunächst war sie für Arbeit, Soziales, Sport und Kultur zuständig, dann ein Jahr lang für Jugend und Bildung. Seit 2009 führt sie das zentrale Ressort Wirtschaft und Tourismus.

Digital bis kreativ

Die lange Liste zeigt, dass hier einiges an Erfahrung zusammenkommt, wobei noch etwas wichtig scheint: In Bohuslavs Statements kommen öfter Begriffe wie "Innovation", "Digitalisierung" und "Kreativität" vor, was sich als Vorteil erweisen könnte. Zu vermuten ist jedenfalls, dass die Politikerin an der Wiener Staatsoper um die Umsetzung dieser Worte nicht herumkommen wird.

Schließlich geht es dem neuen Staatsoperndirektor Bogdan Roščić, den einst SPÖ-Minister Thomas Drozda bestellte, um Erneuerung. Er übernimmt ein gut geführtes Opernhaus. Selbiges ist zuletzt allerdings nicht durch besonders frische Ideen aufgefallen. Hierfür kann Roščić – auch im strukturellen und ökonomischen Bereich – jede (auch politische) Unterstützung von der ersten Frau in dieser gewichtigen Position brauchen. (21.12.2019,Ljubiša Tošić)