Waltraud Meier angstneurotische Klytämnestra.

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Bei der Bilanz der zu Ende gehenden Direktionszeit von Dominque Meyer wird diese Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg ein Ehrenplatz auf dem Podest der Düsternis einzuräumen sein. Eine Art Kohlenkeller mit hygienisch fragwürdiger Duschecke ist nur per Paternoster zu erreichen. Darin, ohne Zugang zu Sonnenlicht, suhlt sich Elektra masochistisch in ihren Rache- und Todesfantasien.

Dort trifft sie Schwester Chrysothemis (hervorragend Simone Schneider). Dort ängstigt sie Mutter Klytämnestra. Und dort säubert sie zärtlich das blutige Beil, mit dem Vater Agamemnon im Bad erschlagen wurde. Christine Goerke vermittelt all dies szenisch in einer den Bremseffekten des Repertoirebetriebes geschuldeten Eindimensionalität. Vokal hingegen ist die Hausdebütantin mit ihrem ins Samtige ausstrahlenden opulenten Sopran das dramatische Zentrum einer auch sonst musikalisch sehr respektablen Aufführung.

Angst und Neurose

Michael Volle ist ein eindringlicher Orest, Waltraud Meier (Bild) eine auch im Rollstuhl darstellerisch packende angstneurotische Klytämnestra; Norbert Ernst schließlich ein effektvoller Aegisth. Dirigent Semyon Bychkov versteht es, mit dem Staatsopernorchester Richard Strauss’ hochnervöse Farb- und Linienpracht eruptiv wie auch kultiviert zu entfalten.

Nur am Schluss gerät die Klarheit etwas ins Wanken, wenn alles in den etwas bemüht wirkenden Kollektivtanz mündet, der sich um Elektra herum abspielt. Also um Goerke, die im Sommer in Bayreuth bei der neuen Götterdämmerung als Brünnhilde zu hören sein wird. (Ljubisa Tosic, 8.2.2020)