Die Pressekonferenz von Vizekanzler Werner Kogler und Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek am Freitag ließ viele Kulturschaffende mit Fragenzeichen zurück.

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Verständnis, Klarheit und ein Minimum an Planungssicherheit: Wer erwartet hatte, dass es von Regierungsseite zu guter Letzt auch in Bezug auf die Kultur einen nachvollziehbaren Fahrplan geben würde, der wurde am Freitag enttäuscht. In fast allen Bereichen wurden in den vergangenen Tagen und Wochen vorsichtige Lockerungen skizziert. Was die Kultur betrifft, stifteten Vizekanzler Werner Kogler und die zuständige Staatssekretärin Ulrike Lunacek bei ihrer Pressekonferenz dagegen Verwirrung.

Die Museen dürften ab Mitte Mai aufsperren – allerdings wollen die wichtigsten Kunstinstitutionen des Landes nicht. Theaterproben könnten erst einzeln, ab Anfang Juni mit dem gesamten Ensemble stattfinden – allerdings nur mit Masken und Sicherheitsabstand. Kinos sind dann im September dran – weil sie im Sommer eh kaum Zuschauer hätten. Großveranstaltungen wie das Frequency-Festival müssen abgesagt werden – bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen warte man aber noch. Gewürzt wurden diese Ansagen mit kaum nachvollziehbaren Satzkaskaden (Kogler) und peinlichen Jeff-Koons-Zitaten (Lunacek).

Enttäuschte und gereizte Kulturschaffende – zu Recht

Um so enttäuschter und gereizter reagierten viele Kulturschaffende – und das zu Recht. Die Kulturbranche ist wie kaum eine andere von den derzeitigen Einschränkungen betroffen. Ihre Protagonisten trifft es nachhaltiger und härter, nicht wenige sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Dass das österreichische Kulturleben bald wieder friktionsfrei funktionieren könne, glaubt angesichts der schwierigen Lage eh niemand. Nachvollziehbare Lösungsansätze hätte man sich aber auch in der Kultur verdient.

Nicht nur im Theater- und Opernbereich: Hier gibt es aber besonders viele Fragezeichen – etwa warum Fußballtrainings und -spiele zugelassen sind, man bei Theater- und Opernproben aber auf Abstand gehen muss. In der Oper mögen sogenannte Stellproben Sinn haben, im Theater eher nicht. Nicht jede Bühne wird jetzt Jean Racines Distanz- und Abstandsklassiker Phädra inszenieren wollen. Geprobt werden aber muss, will man rechtzeitig in die Herbstsaison starten.

Falsche Fakten (auch im Sommer sind Kinos gut besucht), fehlende Abstimmung (mit den Bundesmuseen) und unterschiedliche Behandlung von Hoch- und Populärkultur (Festivals vs. Festspiele): Die Kulturbranche war schon in den vergangenen Wochen aus nachvollziehbaren Gründen stark verunsichert. Seit Freitag ist sie es noch einmal mehr. (Stephan Hilpold, 19.4.2020)