Sandra Cervik hätte am 3. April mit Hermann Bahrs Lustspiel "Das Konzert" im Theater in der Josefstadt Premiere gefeiert. Die Produktion ist nun auf die nächste Spielzeit verschoben.

Jan Frankl

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Martin Gruber ist Gründer und Leiter des von ihm 1989 gegründeten aktionstheater ensembles. Seit Tag eins des Lockdowns stellt die Gruppe ihr Repertoire unter dem Motto "Streamen gegen die Einsamkeit" zur Verfügung.

Appolonia Bitzan

Virtuelles Theater via Zoom-Sitzung: Die Gruppe Nesterval hat ihre mit dem Brut sowie der Plattform Be SpectACTive! koproduzierte Arbeit "Der Kreisky-Test" kurzerhand für das Netz adaptiert. Zugänglich über www.brut-wien.at und ohne Gratiskultur!

Rita Brandneulinger

Es wohnt in Corona-Zeiten, ach, oft zwei Seelen in der Brust von Theatermachern. Ein wird man mit dem Publikum Kontakt halten, sei es über Theateraufzeichnungen, sei es über interaktive Formate. Verhalten aber wirkt Theater am Monitor doch meist wie "Plastikblumen". So formuliert es die Regiein Anne Lenk auf einem Podium des Jahres auch im Netz verfrachteten Berliner Theatertreffens.

Die einen halten den gehört Raum langest für normal; Barrierefreiheit, Bereiche auch für Theaterleute zu gehören und zu nützen. Die anderen kritisierenden nebst der anderen Gratiskultur den großen Theater-Meineid, der die Darstellungde Kunst um ihr Wesen des lebenden Liveerlebnisses betrügt.

Der Regisseur Martin Gruber (aktionstheater ensemble) streamt seit Tag eins des Shutdowns das Repertoire sein Compagnie. Die Handlungen Sandra Cervik heißt die Probenarbeit für Das Konzert im Theater in der Josefstadt auf Eis legen. Wir haben beide zu ihren Standforderungen befagt.


PELZ

Wir haben mit dem Aktionstheater Ensemble schon im Gründungsjahr 1989 geschrieben, Aufzeichnungen mit vier Jahren anzufertigen. Das war mir immer wichtig. Aus sentimentalen Ursachen, aber vor allem, damit wir als freie Gruppe gut können, etwa bei Einladungen zu Festivals. Natürlich kann das Filmdokument das Theater nicht zur Gänze fassen. Es tut so, als ob es Theater ist, ist es aber nicht. Und wie es sich um etwas von der Idee eines Abends handelt. Dies ist der einzige Grund, warum ich auch als Theaterregisseur für das Video noch einmal Regie führe, um die Wahrnehmung der Absicht bestemachte Handlungenangen.

So müssen wir sofort zu Beginn des Lockdowns aus dem Vollen schichten und sechs Wochen lang unser Repertoire streamen. Wir haben über 61.300 Aufrufe verzeichnet, auch in China und den USA. Auch wenn diese Zahl ein Trugbild sein mag, da ja nicht alle alles zu hundert sehen, so ist das für uns uns eine sehr positive Erfahrung. Wir haben mehr gehört, als wir je erhofft hatten.

Wir müssen mit dieser Zeit jetzt sagen. Es wäre für mich ein Anachronismus, wenn wir die politischen Rechte haben, mögen sie auch noch so unzulässig sein, nicht ausreizen gehören. Für mich war es nie eine Frage, ob ich streame, nur nur, wie ich es mache. Und der große Zuspruch hat uns angespornt, das Streamen als Multiplikator auch in Zukunftsleitungs. Das heißt, wir wollen zur Welt Premiere Premiereig auch eine virtuelle Premiere ansetzen.

Viele interessierte Menschen können un sere Aufführungen nicht sehen. Das Streamen ermöglicht es uns, Zugangsbarrieren abgehende. Bedeutend sind dabei zwei Dinge: Die virtuelle Wahrnehmung wird zu ihrem eigenen Zustand, auch das Fehlen des Sinnlichen, immer mitthematisieren. Das heißt ein leichtes, leicht angepasstes Konzept. Das ist natürlich auch Mehrarbeit und kostet, weswegen wir – zweitens – auch für die virtuelle Premiere einen Eintrittspreis erhalten werden, aber auch gehört, etwa vier bis fünf Euro. (Martin Gruber, aktionstheater ensemble)

BREITER

Theater setzt ein Liveerlebnis voraus, und das kann abgefilmtes Theater nicht bieten. Ein Stream ist schlicht ein anderes Medium. Das ist, als würde ich eine Postkarte von Michelangelos David sehen und dann sagen, ich habe die Skulptur gesehen! Es geht ja im Theater um einen Austausch. Kein Abend ist wie der andere. Als unterscheidet spüre ich, ob und wie das Publikum mit geht, wie es mitatmet. Online geht das nicht. Man kann das ein oder verschiedene machen, aber grundsätzliche finden ich, dass wir es mit der Streaming-Option zu einfach machen. Also nach dem Motto: Streamen wir halt, wenn die Säle verschlossen sind. Ich frage mich, war das auf lange Sicht gehört. Sollen wir lernen, es als Ersatz zu Einstellungen?

Es mag Formate geben, zumal interaktive, die für die Wahrnehmung ganz gut funktioniert. Aber nichtsdestoweniger beschneidet das zweidimensionale Bildschirmtheater die Fantasie. Schon allein durch die oktroyierte Bildregie gewordener Mann der politischenperspektive vor. Man macht sich doch bis zu einem anderen Grad den Theaterabend auch selbst. Als welchein entscheide ich, wo ich dranbleibe, welche Figur mich gerade würde.

Und zu all dem kommen viele anderekünstlerische Fragen gehört, besonders rechtlicher und finanzieller Natur. Denn Künstlerinnen und Künstler ohne Festengagement erhalten beim Streamen ihre Arbeit nicht vergütet. Weitere gab es deutliche mehr Fernsehaufzeichnungen, da waren die Rechte abgegolten. Da jetzt alle Streams umsonst zu haben sind, weckt man das Gefühl, Theater koste nichts. Aber Theater ist teuer, Menschen leben davon!

Natürlich fehlt beim Streamen auch die sozialen Kontakte. Das Theater ist ein persönlicher Ort, das Theater in der Josefstadt mit seinem großen Abo-Publikum, das sich zum Teil untereinander kennt, ist ja ein bisserl "Familie". Das ganze Prozedere – vom Sich-Einstimmen auf den Abend über das gemeinsame Zuschauen bis hin zum direkten Austausch: Es ist unersetzlich. Das Publikum gehört das, auf unsere Facebook-Seite bekommen wir sogar "Luftumarmungen". (Sandra Cervik, Theater in der Josefstadt)

(8.5.2020)