Ein Pool auf dem Dach sollte viele Ausblicke, aber keine Einblicke bieten. Die Privatsphäre ist in diesem Preissegment wichtig.

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Ein Penthouse mit spektakulärem Ausblick und Infinity-Pool auf dem Dach. Das würden sich viele mit einem Lottogewinn wohl kaufen. Solche Immobilien gibt es nicht nur in Filmen. Bei Otto Immobilien hat man gerade ein solches Penthouse mit Outdoor-Küche und Pool auf dem Dach in Kaisermühlen im Angebot. Den Preis gibt es – wie in dem Segment üblich – nur auf Anfrage.

Angesichts heißer werdender Sommer werden solche Wohnungen immer häufiger nachgefragt. Dabei muss der Pool nicht groß sein. Mit Gegenstromanlage lässt es sich auch in kompakten Becken gut schwimmen. Für Projektentwickler sei so ein Pool schon ein größeres Risiko, sagt Richard Buxbaum, Wohnimmobilienexperte bei Otto Immobilien: "Weil vom Plan weg verkauft man eine solche Wohnung nicht." Und noch etwas betont Buxbaum: Eine mittelmäßige Wohnung wird ein Swimmingpool auch nicht retten. "Das ist vielmehr das Tüpfelchen auf dem i", so der Makler, denn das "Gesamtkunstwerk" müsse passen. Von der Lage über die Ausstattung bis hin zur Hauseinfahrt muss alles perfekt sein.

Sichtschutz wichtig

Und noch etwas ist wichtig: Wer sich eine solche Wohnung leisten kann, möchte ungestört sein. Dass der Nachbar den Bewohnern eines Penthouse bei den morgendlichen Krauleinheiten zuschauen kann? Undenkbar. Das macht die Suche nach der perfekten Wohnung noch schwieriger. Besonders, wenn sie in einem innerstädtischen Bezirk sein soll. Dann wird beispielsweise mit begrünten Sichtschutzwänden gearbeitet, um Privatsphäre zu garantieren.

Immerhin: Wenn alles passt, zahlt sich ein Swimmingpool für den Verkäufer aus. "Es kann durchaus sein, dass man für einen relativ kleinen Pool einige 100.000 Euro mehr bekommt", weiß Buxbaum. Er kenne sowohl nationale als auch internationale Kunden, die sagen: "Ohne Pool ist die Wohnung für mich uninteressant."

Der Traum vom Pool ist aber nicht nur finanziell eine Herausforderung. Bei Bestandsgebäuden ist ein Schwimmbecken auf dem Dach auch statisch schwierig. Eine als Dachterrasse gewidmete Freifläche muss 200 Kilo Nutzlast pro Quadratmeter stemmen können, erklärt der Wiener Tragwerksplaner Martin Haferl. Ein voller Swimmingpool wiegt mit um die 1400 Kilo pro Quadratmeter deutlich mehr. Mehr als ein – wenig luxuriöses – Planschbecken geht sich auf dem Dach also meist nicht aus.

Statisch nachrüsten

Damit das Bestandsgebäude die Last eines Swimmingpools auf dem Dach tragen kann, muss es laut Haferl bis zum Fundament durchgecheckt und meist verbessert werden. Besonders Gründerzeithäuser seien durch bauliche Veränderungen – etwa das Herausreißen von Zwischenwänden – oft nicht so stabil wie nötig. Verstärkt werden kann ein Haus beispielsweise durch das Umleiten der Kräfte in der obersten Decke zu den Feuermauern oder durch einen neuen Aufzugschacht aus Stahlbeton, "an den man das Gebäude ein wenig hängt". Klar ist: All das ist besonders bei Gründerzeithäusern kompliziert und teurer. Einfacher ist das laut Haferl bei modernen Häusern aus Stahlbeton, weil diese meist Reserven haben, um einen Pool auf dem Dach tragen zu können.

Mitunter bleibt es beim bloßen Traum von der Abkühlung: "Obwohl ein Pool auf der eigenen Dachterrasse prinzipiell ein Kaufargument wäre, bedenken Interessenten letztlich doch die Reinigungs- und Wartungsarbeiten, die dieser Luxus mit sich bringt", sagt die Wiener Luxusimmobilienmaklerin Elisabeth Rohr.

Am Ende steht dann manchmal anstatt des gewünschten Swimmingpools ein pflegeleichterer Whirlpool auf dem Dach. Das ist zwar laut Makler Buxbaum nur die zweitbeste Lösung für jene, die sich eigentlich einen großen Swimmingpool gewünscht haben. Aber eben immer noch besser als nichts. (Franziska Zoidl, 11.7.2020)