"Die Zeit ist da, und nicht verborgen soll das Mysterium mehr sein", sang einst Novalis in einem berühmten Gedicht. Passt gut auch auf Mazda. Denn der Importeur hat Corona-bedingt die Sache in die eigene Hand genommen und dieser Tage das Mysterium gelüftet, wie der erste Elektro-Mazda sich denn fährt, verhält, anfühlt – und anhört.

Für den MX-30 gibt es auch eine Dreitonlackierung. Das hebt dann das Dach optisch vom Rest des SUVs ab und betont noch einmal dessen coupéhafte Seitenlinie.
Foto: Stockinger

Denn tatsächlich, der Wagen hat nicht nur dieses U-Bahn-Surren beim Beschleunigen und Verzögern, sondern hinterlegt das alles mit einem Klangbild, das, ja doch, entfernt und dezent an ein verbrennungsmotorisches erinnert. Aus der Konserve zwar, aber nicht übel gemacht, unpeinlich. Dient laut Hersteller "zur Einschätzung der Geschwindigkeit".

"Was sind eure ersten Eindrücke?", fragt Iris Schmid, Pressechefin von Mazda Österreich und Organisatorin der Fahrpräsentation mit Routenvorschlag Höhenstraße, Klosterneuburg und retour, als wir wieder am Veranstaltungsort einreiten.

Alleinstellungsmerkmal:
gegenläufig öffnende Türen bei fehlender B-Säule, à la RX-8.
Foto: Mazda

Das mit dem Sound wäre schon einer gewesen. Ein anderer: Da haben die Mazda-Sans eine gute Balance gefunden. Die Batterie mit 35,5 kWh Kapazität (von Panasonic) wiegt 310 Kilogramm, da gibt es wesentlich Schwereres bei den Elektro-SUVs (außerdem drückt ein kleinerer Akku den Preis).

Entsprechend hält sich die Gesamtmasse in Grenzen, 1729 kg wiegt der MX-30, wo andere gleich einmal zum Zweitonner werden. Die Kehrseite ist natürlich die Reichweite, immerhin weist der Hersteller da laut WLTP 200 km aus, der Stadtwert liegt bei 262.

Tiefer Schwerpunkt

Dies und der Umstand des tiefen Schwerpunkts macht den MX-30 zu einem wunderbar fahraktiven Gerät; Lenkung, Fahrwerk, Agilität – alles auf dem von Mazda gewohnt hohen Niveau.

Der Standard

Das Ding zieht außerdem ordentlich an, man kennt das von seinesgleichen, die 105 kW Leistung wirken angemessen, frontantriebstypische Traktionsprobleme waren auf trockenem Untergrund keine feststellbar, und über die Wippen am Lenkrad lassen sich die Rekuperationsstufen einstellen. Zweimal antippen links, und du bist fast im Einpedalbetrieb, zweimal rechts heißt segeln, die Basiseinstellung liegt dem Erdteil inmitten. Quatsch, Hymnisches hat hier nix verloren: liegt genau in der Mitte, sollte es heißen.

Weil MX, siehe MX-5, immer auch für einen Schuss Individualität, Extravaganz, steht, wurde ein besonderes Einstiegskonzept ohne B-Säule gewählt: gegenläufig öffnende Türen, wie weiland beim Wankelsportler RX-8. Ist vielleicht nicht die praktischste Lösung, hebt den Mazda aber von der Konkurrenz ab. Die Platzverhältnisse sind, trotz coupéhaft abfallender Dachlinie, auch hinten noch ausreichend, wie eine Probesitzung von Martin S. – ein Mann von Basketballerformat – belegte.

Materialseitig originell: diverse Kork-Einlagen. Mazda hat das Material aus einem bestimmten Grund gewählt. Die Firma begeht ja heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum, und begonnen hatte 1920 alles mit diesem Material, deshalb auch Toyo Cork Kogyo als erster Firmenname.

Das erste Elektromobil schenkt Mazda sich gewissermaßen selbst zum Geburtstag, und laut Iris Schmid gibt es für den MX-30 bereits 150 Vorbestellungen, Absatzplan für heuer: 500 Stück – und man könne auch liefern. Wie es weitergeht bei Mazda? Zunehmend (hoch)spannend. (16.07.2020, Andreas Stockinger)