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Macron (Siebenter von links) mit seinen Ehrengästen. Anschober ist die dritte Person von links.

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Anschober bei seiner Ankunft.

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Am Nationalfeiertag wurden Mitarbeiter des französischen Gesundheitssystems für ihren Einsatz in der Corona-Krise gefeiert.

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Jets versprühen die französische Flagge über dem Triumphbogen.

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Paris/Wien – Nach dem angekündigten Ausstieg der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) müsse Europa dort präsenter werden, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag in Paris. Anschober war als Ehrengast von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu den Nationalfeiertagsfeiern geladen, weil Österreich zu Beginn der Corona-Krise französische Covid-19-Intensivpatienten eingeflogen hatte, um sie hier zu behandeln.

Treffen der Gesundheitsminister

Anschober trifft im Anschluss an die Zeremonie die Gesundheitsminister mehrerer Länder, darunter Olivier Véran (Frankreich), Jens Spahn (Deutschland), Alain Berset (Schweiz) und Paulette Lenert (Luxemburg). Auch WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus wird dabei sein.

Anschober hält es allerdings für möglich, dass durch eine eventuelle Abwahl von Donald Trump als US-Präsident eine künftige Regierung in Washington doch noch den Rückzug aus der WHO überdenken wird. Die Konsequenzen des Rückzugs des größten WHO-Geldgebers werden auch eines der Themen bei den Gesprächen in Paris sein.

Versorgung Europas im Mittelpunkt

Eine der wichtigsten Lehren aus der Corona-Krise ist nach Ansicht von Anschober die Frage der Versorgung mit Schutzausrüstung und mit Medikamenten. Auf dem Höhepunkt der Krise hatte der Mangel an Masken und Ausrüstung in Frankreich zu teils dramatischen Situationen im Gesundheits- und Pflegebereich geführt. "Ich habe sehr, sehr erschütternde Berichte über die damalige Situation in Frankreich gehört", so Anschober.

Aber auch im Arzneimittelbereich habe die Pandemie die Abhängigkeit Europas von Asien vor Augen geführt, sagte der Minister. "Wir arbeiten an einer strategischen Reserve, damit uns die Krise nicht überraschen kann." Diese Vorbereitungen seien auch für die künftige Versorgung Europas mit einem eventuellen Impfstoff notwendig.

Pharmastrategie und Ampelsystem

Bei seinem Treffen mit seinen Amtskollegen soll es um diese Fragen wie auch um die geplante europäische Pharmastrategie gehen, die von der EU-Kommission erarbeitet wird. Diese hat auch ein Gremium zur Vorbereitung der Versorgung mit Corona-Impfstoff eingesetzt. Wichtig sei auch die Vorbereitung auf die nächsten Monate, so Anschober: "Wir erwarten uns, dass es im Herbst schwierig werden kann."

Der Minister will zudem seinen Amtskollegen den kürzlich erstellten österreichischen "Aktionsplan gegen Corona", der etwa ein Ampelsystem aufgrund von vier Parametern beinhaltet, vorstellen. Bei diesen Parametern handle es sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums um die Anzahl der Infektionsfälle, die Anzahl der Testungen, die Clusterbildung sowie die Ressourcen im Gesundheitswesen.

Dank für die Corona-Hilfe

Anschober und seine drei Amtskollegen aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg waren von Frankreich aus Dank für die Behandlung von französischen Covid-19-Intensivpatienten zu den Feiern eingeladen worden. Zu Beginn der Corona-Krise hatte es im 64-Millionen-Einwohner-Land Frankreich nur 5.000 Intensivbetten gegeben, in Österreich rund 2.500. Drei Intensivpatienten waren nach Angaben der österreichischen Botschaft ins Landesklinikum Salzburg zur Behandlung gebracht worden; eine weitere Person aus Frankreich – allerdings kein Intensivpatient – wurde nach Informationen der APA in Steyr betreut. (APA, red, 14.7.2020)