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Wegen der Corona-Krise hat die Regierung die Freibeträge für die Mitarbeiterverpflegung fast verdoppelt.

Foto: Reuters / Gonzalo Fuentes

Wien – Im Supermarkt oder Wirtshaus des Vertrauens mit Gutscheinen von Dienstleistern wie Sodexo oder Edenred zu bezahlen, ist für viele Arbeitnehmer selbstverständlich. Was es mit diesen Gutscheinen auf sich hat und wie das System dahinter funktioniert, wissen viele jedoch nicht.

Auch nicht, dass derlei Gutscheine den Gastrobetrieben aus der Krisen helfen sollen. Die Pandemie brachte Bewegung in die seit Jahrzehnten erstarrten Steuerfreibeträge für Mitarbeiterverpflegung. Die Regierung hob diese Anfang Juli nach 27 Jahren erstmals an – als "zweckgebundene Kaufkraftverstärkung" im Rahmen des Corona-Wirtepakets, wie es hieß.

Acht und zwei statt 4,40 und 1,10

Gutscheine für Mahlzeiten, die Arbeitgeber ihren Dienstnehmern zur Verfügung stellen, sind seit 1. Juli bis zu einem Wert von acht Euro pro Arbeitstag steuerfrei. Das ist fast eine Verdoppelung, denn bisher musste für Dienstnehmer bis zu einem Wert von 4,40 pro Tag keine Lohnsteuer abgeführt werden. Bei Gutscheinen für Lebensmittel, die nicht sofort konsumiert werden, wurde die Steuerbefreiung von 1,10 auf zwei Euro erhöht. Für den Zuschuss zur Verpflegung fallen auch keine Lohnnebenkosten und keine Sozialversicherungsbeiträge an. Für Geschäftsessen gibt es eine befristete Regelung: Bis Jahresende sind für Unternehmen 75 statt 50 Prozent absetzbar.

Mit Geschenken und Sachzuwendungen für Mitarbeiter hat diese Anpassung nichts zu tun. Aufwendungen für Angestellte bleiben nach wie in der Höhe von 186 Euro abgabenfrei. Eine derartige Abgabenbegünstigung kann nur in Anspruch genommen werden, wenn eine Ablösung in Bargeld nicht möglich ist.

Mehr Nachfrage

Abgewickelt wird der Essenszuschuss häufig über Gutscheine. Aktuell erhalten rund 300.000 Menschen in Österreich Essens- und Lebensmittelgutscheine vom Marktführer Sodexo. Von rund 225.000 Edenred-Kunden bestellt etwa die Hälfte Essensgutscheine. Die Krise dürfte beiden Unternehmen in die Hände spielen. Sie bestätigen einen Anstieg der Nachfrage, nennen jedoch keine genauen Zahlen.

Konkretere Angaben macht Sodexo beim erhöhten Interesse an digitalen Produkten und Prepaid-Karten. "Die Kundenanfragen sind seit Anfang Juli um mehr als 20 Prozent gestiegen", sagt Geschäftsführer Andreas Sticha im Gespräch mit dem STANDARD. Vielen Arbeitgebern seien die ursprünglichen Beiträge längst zu niedrig gewesen. Nun steige die Kaufkraft um bis zu 82 Prozent.

Bisher nicht durchgesetzt

Zwar bietet Sodexo Prepaid-Karten bereits seit 2006 an, durchgesetzt hatten sie sich bis dato aber nicht. Sticha erklärt das damit, dass es an Rechtssicherheit für derartige digitale Produkte gemangelt habe und sich Kunden deshalb zurückgehalten hätten. Auch hier habe es gesetzliche Änderungen gegeben, wodurch man diese Sicherheit nun garantieren könne. Auch deshalb zogen 95 Prozent der Kunden die analoge Papiervariante vor.

Diesen Trend nimmt auch Edenred-Geschäftsführerin Ursula Würzl wahr. Sie begründet das "sehr hohe Interesse" damit, dass kontaktlose Zahlung sicher und hygienischer sei als klassische Papiergutscheine.

Das Gutscheinsystem

Das System dreht sich um vier verschiedene Akteure: Arbeitgeber, Mitarbeiter, Akzeptanzstellen (Handel, Gastronomie, etc) und den Dienstleister, der die Zahlungen abwickelt. Der Arbeitgeber kann seinen Mitarbeitern so Sozialaufwand in Form von Essensgutscheinen zukommen lassen und das auch noch steuerfrei. Arbeitgeber und Akzeptanzstellen zahlen dem Dienstleister eine Art Provision, damit die Dienstnehmer bei Geschäften und Restaurants ihre Gutscheine einlösen können. Vergütet wird der Dienstleister in einer prozentuellen Gebühr des Auftragsvolumens.

"Wir garantieren dem Arbeitgeber, dass die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen passen. Für Akzeptanzstellen agieren wir im Prinzip wie ein Marketingpartner und versuchen, für sie kanalisiert Kunden zu beschaffen", sagt Sticha. (Andreas Danzer, 20.7.2020)