Neos-Frauensprecherin Brandstötter sieht die aktuellen Zahlen als "trauriges Ergebnis einer konservativen Frauenpolitik".

Foto: Jacques Rouchon / akg-images /

Wien – Dass die Corona-Krise die Frauenarbeitslosigkeit besonders gesteigert hat, hat nun die Oppositionsparteien SPÖ und Neos auf den Plan gerufen. SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek fordert ein Arbeitsmarktpaket und einen Krisengipfel mit Frauenorganisationen. Die Neos wollen einen "feministischen Recovery-Plan", der Frauen ins Zentrum der Überlegungen zur Krisenbewältigung stellt.

Die SPÖ-Frauenvorsitzende wirft Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) Untätigkeit vor: "Frauenministerin Raab sieht tatenlos zu wie Frauen aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden". Es brauche jetzt Beschäftigungsinitiativen, Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, Initiativen in den Sozialstaat und den Klimaschutz und einen Rechtsanspruch auf ganztägige Kinderbetreuung.

Keine Arbeitszeitverkürzung

Die ÖVP solle auch ihr kategorisches Nein zur Arbeitszeitverkürzung überdenken, fordert Heinisch-Hosek. Die Kluft in der Arbeitszeit zwischen Frauen und Männern – sowohl bei der bezahlten wie auch bei der unbezahlten – sei eine der Hauptursachen für die systematische Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt. "Eine verkürzte Vollzeit ist ein wichtiger Motor für die Gleichstellung", so die SPÖ-Frauenvorsitzende in einer Aussendung.

Als "trauriges Ergebnis einer konservativen Frauenpolitik" sieht Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter die Zahlen. "Ihrem konservativen, verstaubten Frauen- und Familienbild geschuldet, hat die Regierung während der Krise das Leben von Frauen ins Private verschoben – weg vom Job, hin zu Kindern und Haushalt", sagt Brandstötter. Die Selbstbestimmung sei auf der Strecke geblieben. "Die zweite Welle heißt Arbeitslosigkeit – und die ist vor allem weiblich."

Keine "männliche" Krisenbewältigung

Die Neos fordern einen "feministischen Recovery-Plan", der Frauen ins Zentrum der Überlegungen stellt. "Krisenbewältigung darf nicht allein männlich sein", so Brandstötter. Anstatt zum alten Normalzustand zurückzukehren, müsse man Strukturen aufbauen, die Geschlechtergerechtigkeit liefern können. Dazu gehören flexiblere Arbeitszeiten, mehr Väterbeteiligung durch individuelle Ansprüche auf Karenz- und Kinderbetreuungsgelder und ein automatisches Pensionssplitting.

Auch die Frauensprecherin der Grünen, Meri Disoski, meldet sich zu Wort. Frauenpolitische Versäumnisse der Vergangenheit legen in der Krise strukturelle Defizite offen, meint sie. Eine Neubewertung der Berufe mit hohem Frauenbeschäftigungsanteil sei Gebot der Stunde. Zudem brauche es Maßnahmen zur Förderung von Frauen in technischen Berufen, Maßnahmen zur beruflichen Umorientierung und Weiterqualifizierung von Frauen in Richtung Zukunftsbranchen – vor allem auch im Bereich der männerdominierten Green Jobs. Wesentlich sei auch die Umverteilung unbezahlter Arbeit im Privaten. (APA, 17.7.2020)