Der Weg des Viktor Orbán ins Paradies des Illiberalismus verläuft über die Särge der unabhängigen Medien. 2014 ließ er das damals reichweitenstärkste Internetportal "origo.hu" liquidieren, nachdem es den teuren Dienstreiserechnungen seines damaligen Kanzleramtsministers nachgespürt hatte. 2016 erfolgte die Exekution der letzten großen Tageszeitung des Landes, der "Népszabadság" – inklusive ausgetauschter Schlösser und weggesperrter Computer.

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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán.
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Als Erfüllungsgehilfe bei den dazugehörigen geschäftlichen Machinationen betätigte sich der österreichische Investor Heinrich Pecina. Selbst Heinz-Christian Strache erinnerte sich im Ibiza-Video daran – die vermeintliche russische Oligarchin hätte für ihn den Pecina machen sollen.

Jetzt hat Orbáns Medien-Dampfwalze das derzeit meistgelesene Portal "index.hu" plattgemacht. Möglicherweise war das nicht der Plan. Die Dampfwalze hätte wahrscheinlich nur ein wenig anstreifen sollen. Das Portal hätte ein wenig netter, ein wenig weniger politisch, ein wenig weniger kritisch werden sollen. Eine Redaktion, wenn auch von Schmerz und Trauer ergriffen, stand auf wie ein Mann und kündigte geschlossen. An ihre Unabhängigkeit ließ sie die Dampfwalze nicht ran.

Es liegt an der EU, den Mann mit dem Joystick, der die Dampfwalze dirigiert, endlich zu stoppen. Es liegt an der bürgerlichen Europäischen Volkspartei, der auch die ÖVP angehört, Orbáns Fidesz-Partei endlich hinauszuwerfen. (Gregor Mayer, 28.7.2020)