Das kommende Budget für Wissenschaft und Forschung ist Anlass für zahlreiche Spekulationen. Angesichts umfangreicher Corona-Hilfspakete zweifelt man kurz vor Beginn der Technologiegespräche Alpbach an dem von der Bundesregierung versprochenen Wachstumspfad: Hannes Androsch, Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, fürchtet sogar den Sparstift. Und kritisierte mehrfach, dass die zuletzt 100 Millionen aus dem Topf der Nationalstiftung wegen zu schlechter Dotierung nicht zur Verfügung stehen.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) glaubt an ein Budget-Wachstum für die Forschung
Foto: Hendrich

Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) klingt ganz anders als Androsch. Er verstreut Optimismus, ohne Details zu erwähnen. Im Gespräch mit dem STANDARD betont er, von einem Wachstum ausgehen zu wollen. Derzeit werden für Wissenschaft und Forschung 6,1 Prozent des gesamten Haushaltes ausgegeben. Die Regierung von ÖVP und Grünen habe eine "langfristige wachstumsorientierte Finanzierung" angekündigt, betont der Minister, das sei "ein deutliches Versprechen", das sich im kommenden Herbst mit einem erhöhten Sockelbetrag zeigen sollte. Der Wachstumspfad werde in den jeweils dreijährigen Vereinbarungen mit Forschungsförderern, Trägern und Institutionen festgeschrieben. Der erste Pakt dieser Art solle in einem FTI-Gipfel im kommenden Herbst präsentiert werden.

Frage der Symbolik

Eine Ankündigung, die Beobachtern bekannt vorkommen dürfte: Auch unter der Bundesregierung von ÖVP und FPÖ war ein solcher Gipfel geplant, konnte aber aufgrund der Kündigung des Koalitionsübereinkommens nicht mehr abgehalten werden. Diesmal soll er stattfinden. Faßmann betont die Symbolik: "Das ist nicht nur Sache der mit Forschung beschäftigten Ministerien (Wissenschaft, Klimaschutz, Digitalisierung, Anm.), sondern der gesamten Bundesregierung". Damit wolle man auch zeigen, dass das Thema ganz oben auf der Agenda stehe.

Angesprochen auf die unterdotierte Grundlagenforschung, sagt der Ressortchef, dass Geld für die geplante Exzellenzinitiative bereitgestellt wird. In Österreich gebe es "starke Forschungsbereiche", die für mehr internationale Sichtbarkeit auch mehr Mittel brauchen. Zahlen wollte er dabei keine nennen. "Ich kann die Numerik noch nicht definieren", aber unter einer bestimmten Summe sei eine solche Initiative "sinnlos". Darüber sei ihm "zwar alles recht, aber realistischerweise gibt es Limits".

Auf den Impfstoff warten

Faßmann sagt, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zitierend: "Wir müssen uns aus der Krise herausinvestieren." Wissenschaft und Forschung habe an Relevanz in der öffentlichen Wahrnehmung gewonnen – nicht zuletzt durch die Berichterstattung über die Corona-Pandemie. Die Welt warte auf einen Impfstoff – und den könne man nur produzieren, wenn man möglichst viel über das Virus weiß und das Präparat nach den bekannten Regeln in klinischen Phasen ausgiebig testet. Was die Wissenschaft dabei leisten kann, sei großen Teilen der Gesellschaft bewusst geworden. "Darauf müssen wir aufbauen", sagt Faßmann.

Im Gespräch erwähnt er noch einmal den bereits veröffentlichten Ministerratsvortrag, wonach die Medizinischen Universitäten des Landes – also Wien, Innsbruck, Graz, Linz und die Vetmed-Uni Wien –, aber auch die dort umgesetzte Forschung zu stärken seien. Der Minister schlägt eine Bündelung der Kräfte vor, zumal es vermehrt Zoonosen gäbe, also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Eine Institution wie das Robert-Koch-Institut mit Sitz in Berlin wäre wohl eine Möglichkeit, es ist in Deutschland direkt dem dortigen Gesundheitsministerium unterstellt. "Man könnte", so Faßmann, "die zahlreichen Fachleute in Österreich institutionell zusammenbringen."

Der Ressortchef hofft auf eine baldige Corona-Impfung Anfang 2021: Angesprochen auf die schlechte "Durchimpfungsrate" gegen die saisonale Grippe – es sind zuletzt acht Prozent gewesen –, erwidert er: "Ich bin überzeugt, dass das nun deutlich besser wird. Es ist schon vielen Menschen bewusst geworden, dass wir uns gegen derlei Viren schützen sollten." Die längst notwendige Aufklärungsarbeit über die Qualität von zugelassenen Impfungen sollten die Medizinischen Universitäten "kraft ihrer Autorität" vorantreiben, ein Konzept sei aber Sache des grünen Gesundheitsministers Rudolf Anschober. (Peter Illetschko, 27.8.2020)