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Erste Teile der Walmartflotte werden 2021 auf autonome Fahrsysteme umgestellt. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Anteil vergrößert.

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Abgesehen von den offensichtlichen Gründen, die für autonomes Fahren sprechen – sicherer, umweltschonender und günstiger –, kommt in den USA neuerdings ein durchaus skurriler Punkt hinzu: Die Spediteure scheitern zusehends daran, Fahrer zu finden, die den vorgeschriebenen Cannabistest bestehen. Zwar wurde die weiche Droge in zahlreichen Staaten legalisiert, Fern- und Lastwagenfahrer unterliegen aber noch staatlichen Regulierungen und müssen daher frei von THC sein, um die Fahrerlaubnis zu bekommen.

Es ist dies freilich bei weitem nicht der einzige Grund, warum die Branche für das autonome Fahren boomt. Tatsächlich aber leiden die USA und andere Regionen der Welt schon seit Jahren unter akutem Fahrermangel. Auch deshalb prophezeiten viele Branchenkenner schon seit langem, dass die ersten regelmäßig autonom-abgespulten Kilometer zunächst im Güterverkehr zu finden sein werden. Noch dazu sind hier Routen meist klar vorgegeben und deshalb leichter automatisierbar oder von autonomen Fahrzeugen zu bewältigen als im Individualverkehr. Alles in allem scheint es aktuell aber ein Rennen an beiden lukrativen Fronten zu sein.

113.000 Testkilometer

Die 2017 mit Gatik – einem Spezialisten für autonomes Fahren – eingegangene Partnerschaft zeigt jedenfalls Früchte für Walmart. Nach 113.000 unfallfreien Testkilometern will der Handelsriese eine fixe Route zwischen einem Verteilerzentrum und einem Supermarkt schon zu Jahresbeginn von einem voll-autonomen Truck befahren lassen. Stattfinden soll der Betrieb in Bentonville, Arkansas, dem Firmensitz von Walmart. Waren bei den Testkilometern noch Aufpasser im Auto, so verzichtet man nun gänzlich auf diese. Die Konzentration auf die limitierte Route erlaube eine effiziente Perfektionierung, weil Ausnahmesituationen quasi nicht vorkämen, so Gatik-CEO Gautam Narang.

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Das begrenzte Einsatzgebiet der Flotte hilft Gatik und Walmart auch bei der Zulassung. Waymo hat seinerseits bereits 2019 eine äußerst limitierte Zulassung für autonome Taxifahrten in Chandler, Arizona erhalten. Ferngesteuerte, aber nicht gänzlich autonome Fahrzeuge werden von Einride und Nuro betrieben. Schwer erkämpft hat sich auch Cruise Automation eine Lizenz für seine autonomen Autos in San Francisco. Viele weitere Firmen verfügen über Einzellizenzen für Testfahrten und Probebetriebe. Die Branche nimmt also (sehr langsam) Fahrt auf.

Pick-up-Service

Während die Umstellung auf autonome Trucks für die Kunden freilich nicht spürbar sein wird, plant Walmart aber ein weiteres Einsatzgebiet seiner Flotte, das sehr wohl für mehr Komfort beim Kunden sorgen soll. Zwar ist der Konzern auch jetzt schon für 90 Prozent aller US-Amerikaner in einem 16-Kilometer-Radius erreichbar, ab Anfang des Jahres plane man aber zusätzliche Pick-up-Spots im Bundesstaat Louisiana.

Waymo

Trucks operieren hier auf einer 32-Kilometer-Route zwischen New Orleans und Metairie und liefern bestellte Waren zum Abholort. Wenn gut angenommen, dürfte die Optimierung sowohl die Verstopfung auf den Straßen etwas auflösen als auch ausgestoßenes CO2 reduzieren. Wer high ist und nicht fahren sollte, kann sich so ebenfalls sein Essen liefern lassen und zu Fuß abholen. (faso, 28.12.2020)