Nicolas Streit, Hanna Binder und Thomas Frank (von links) in "Fight Club Fantasy" im Kosmos-Theater Wien.

Foto: Bettina Frenzel

Theater rückt durch die derzeit erzwungene Medialisierung in die Nähe von Film. Wenn das Kosmos-Theater nun aber den durch die Verfilmung von David Fincher zum Referenzwerk gewordenen Roman Fight Club von Chuck Palahniuk auf die Bühne bringt, dann gibt es nur eine Chance: weg vom Film. Genau das macht Regisseur Matthias Köhler auch. Die Inszenierung wurde kurzfristig für den Stream neu konzipiert und läuft bis Samstag auf der Webseite des Theaters (pay as you wish).

Fight Club war vor über 20 Jahren einer der heftigsten Filme über eine derangierte urbane Gegenwart, in der orientierungslose, gehetzte Männer nur mehr in körperlichen Gewaltakten Halt fanden. Was Brad Pitt, Edward Norton und Helena Bonham Carter damals im Angstschweiß verlorener Seelen austrugen, pumpen nun im Wiener Kosmos-Theater Thomas Frank, Nicolas Streit und Hanna Binder in konfrontativen Choreografien und Pantomimen aus der Finsternis der Zuschauertribüne. Die mangels Livepublikum leeren Sitzreihen (Bühne: Thomas Garvie) fungieren so als zivilisatorischer Steilhang.

Kämpfe im Keller

Dass das trotz guter Setzungen platonisch wirkt, ist dem Wesenszustand des abgefilmten Theaters anzulasten. Der große leere Raum, Bühne und Zuschauerränge tragen den Umstand, dass hier keine Vorstellung stattfinden darf, wie ein Banner. Fight Club Fantasy muss andererseits aber auch deshalb platonisch sein, weil die Inszenierung die Handlungen, also etwa die Kämpfe im Keller, nicht ausagiert, sondern über sie handelt.

Auf dem Weg der sektenhaften Radikalisierung kommt man im Kosmos-Theater irgendwann auch beim gehörnten rechtsextremen Schamanen und Kapitol-Erstürmer an, der vor einem Monat zum Sinnbild einer abgedrifteten Parallelgesellschaft geworden ist. Er schwenkt hier erhaben die Fahne.

Filmmusik

Ethnoschmuck trägt auch der guruhafte Tyler Durden (Thomas Frank), der im sakral-roten Umhang zu einer gruselig zwischen Kardinal und Kannibale changierenden Fantasyfigur wird (Kostüme: Ran Chai Bar-zvi). Schriftzüge werden eingeblendet, und auch sonst wird der Umstand, dass hier abgefilmt wird, nicht verheimlicht.

In Sachen Filmmusik geht die Arbeit ebenso aufs Ganze. Von Grandezza ist die Flüsterpopmusik von Eva Jantschitsch, deren glasklare Stimme die Performance von Hanna Binder (Marla) synchronisiert und die in ihrem Innehalten dem Begriff "Fantasy" aus dem Stücktitel gerecht wird. (Margarete Affenzeller, 17.2.2021)