Bislang kommen bereits 40 Prozent der Mitarbeitenden der TU Graz mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Fahrradaktion soll künftig um E-Bikes ausgeweitet und auch das Radwegnetz rund um den Campus gemeinsam mit der Stadt Graz ausgebaut werden.

Foto: Lunghammer/TU Graz

Universitäten haben eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft – auch beim Klimawandel. "Als Brennpunkten von Fortschritt und Innovation kommt den Universitäten beim Klimaschutz eine ganz besondere Rolle zu", sagte Harald Kainz, Rektor der Technischen Uni Graz, am Montag bei einer Pressekonferenz. Die TU Graz hat sich nämlich ein Ziel gesetzt: Bis 2030 will sie klimaneutral werden. Damit zähle die TU Graz zu den Vorreiterinnen unter Österreichs Hochschulen und investiert in den nächsten zehn Jahren rund elf Millionen Euro in das Programm "Klimaneutrale TU Graz 2030".

Auch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) betonte bei der Pressekonferenz die Rolle der Unis: "Auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft brauchen wir den vollen Instrumentenkoffer. Forschungs- und Bildungsinstitutionen können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten."

Wie sehen nun diese konkreten Maßnahmen aus? Die Grundlage für die Roadmap bildet eine vollumfängliche Treibhausgasbilanz der TU Graz, von der universitären Infrastruktur bis hin zum Mobilitätsverhalten der 36.000 Mitarbeitenden. Dieser zufolge betrugen die Gesamtemissionen der TU Graz im Jahr 2017 knapp 22.000 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2-E). Den größten Anteil hat laut Bilanz der Strom mit knapp unter 8.000 Tonnen CO2-E, gefolgt von Dienstreisen mit etwa 5.100 Tonnen CO2-E, den geplanten Neubauten mit 5.000 Tonnen CO2-E und der Wärmeversorgung mit etwas über 4.000 Tonnen CO2-E pro Jahr.

Die konkrete Aufschlüsselung der Treibhausgasbilanz: von der Energie über Auslandsaufenthalte der Studierenden bis zur Mensa.
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Grüne Energie am Campus

Im Energiemanagement setzt die TU Graz auf Einsparungen durch Effizienzsteigerung und auf die Produktion von grüner Energie. So werden Dachflächen am Campus Inffeldgasse im mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und die Beteiligung an externen Photovoltaikanlagen und Windparks geprüft. Zudem will die TU Graz ab 2025 ausschließlich Strom aus zu 100 Prozent zertifizierten erneuerbaren und regionalen Quellen.

Bei Neubauten setzt die Uni gemeinsam mit der Bundesimmobiliengesellschaft auf die klimaoptimierte Errichtung. Basis dafür ist das Positionspapier der Allianz Nachhaltige Universitäten. So sollen auch Wärmepumpen und Erdwärmespeicher zum Einsatz kommen und die Abwärmenutzung etwa von Großrechenanlagen optimiert werden. Allein mit diesen Maßnahmen soll die Uni eine Emissionsreduktion von über 12.000 Tonnen CO2-E pro Jahr erreichen.

Auch das Mobilitätsmanagement der TU soll weiter forciert und damit 1.200 Tonnen CO2-E pro Jahr eingespart werden. Bislang kommen bereits 40 Prozent der Mitarbeitenden mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Fahrradaktion soll mit E-Bikes ausgeweitet und auch das Radwegnetz rund um den Campus gemeinsam mit der Stadt Graz ausgebaut werden. Zusätzlich werden überdachte Abstellplätze für die Räder errichtet. Was die E-Mobilität betrifft, soll es 200 Ladestationen für Elektroautos am Campus geben und das E-Carsharing-Angebot ausgeweitet werden.

Videokonferenz statt Dienstreise

Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs durch TU-Graz-Mitarbeitende – insbesondere das geplante 1-2-3-Klimaticket – wird ab 2022 additiv gefördert. Parkberechtigungen für die drei Campusstandorte werden künftig – außer aus sozialen Gründen – nach strikteren Vorgaben vergeben, und für das Parken fossil betriebener Kraftfahrzeuge wird ein Klimaschutzbeitrag eingehoben werden.

Wie die Corona-Pandemie zeigte, können viele Dienstreisen auch durch virtuelle Meetings ersetzt werden. Darauf setzt auch die TU Graz in Zunft. Man strebe einen Kulturwandel an, hieß es bei der Pressekonferenz. Über ein eigenes Monitoringtool sollen die Uni-Beschäftigten künftig ihre individuelle CO2-Bilanz abrufen können. Wenn eine Dienstreise gemacht wird, dann soll auf Bahn und Bus statt Flugzeug gesetzt werden. Ist nur Letzteres möglich, wird ein Klimaschutzbeitrag eingeführt. Ziel ist, die CO2-Emissionen dienstlicher Flugreisen um 50 Prozent zu reduzieren und so 3.700 Tonnen CO2-E pro Jahr einzusparen.

Übrig bliebe dann noch, hieß es bei der Pressekonferenz, rund ein Drittel an nicht vermeidbaren Emissionen. Konkret seien das 8.000 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich. Dafür sieht die TU Graz Kompensationsmodelle vor: Diese reichen von Anschubfinanzierungen für emissionsmindernde Forschungsprojekte bis hin zu Projekten zur CO2-Bindung aus der Atmosphäre. (set, 1.3.2021)