Jetzt könnte er also doch noch kommen, der "Handtuchkrieg" zwischen Briten und Deutschen. Der galt für die mit einem ordentlichen Corona-Impfvorsprung ausgestatteten Engländer schon als ausgemacht: Tut uns leid, liebe Deutsche. Wir dürfen zuerst nach Mallorca, die Poolbetten gehören heuer uns!

So wie es aussieht, haben sie sich zu früh gefreut.

Noch ist es ruhig auf der Baleareninsel. Das könnte sich in den Osterferien ändern.
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Deutsche Diskussionen

Denn bekanntlich hat das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) Mallorca, die übrigen Balearen und weitere Gebiete Spaniens von der Liste der Corona-Risikogebiete genommen. Gleiches gilt für einige Regionen in Portugal und in Dänemark. Damit ist Urlaub auf der "Lieblingsinsel der Deutschen" wieder ohne Quarantäne und Testpflicht bei der Rückkehr möglich. Die Folge: Reisebuchungen in diese Gebiete und eben nach "Malle" schnellten im Nachbarland in die Höhe.

Nun tobt in Deutschland, das sich zudem mit einer dritten Pandemiewelle konfrontiert sieht, eine Diskussion: Deutsche Politiker schreien entsetzt auf, warnen vor "Inzidenzhopping" und fordern die Rückkehr zur Testpflicht für Mallorca-Rückkehrer, wie im "Spiegel" zu lesen ist. Deutsche Quartiergeber wiederum sind fassungslos, dass Flugreisen ins Ausland nun wieder erlaubt sind, während im Inland weiterhin ein Beherbergungsverbot gilt.

Kritik aus Spanien

Auch aus Spanien war Kritik zu hören: "Spanien wird zu Ostern ein Bunker für die Spanier und eine Oase für die Touristen aus dem Ausland sein", titelte ebenso groß wie kritisch die Zeitung "ABC". Das Blatt "Última Hora" sprach von "Willkür", und sogar die "Mallorca Zeitung" stellte fest: "Osterferien auf Mallorca: für Deutsche Ja, für Spanier Nein".

Hinweis: Die negativen Zahlen im Diagramm im Zeitraum von 2. bis 8. März kommen durch eine Datenkorrektur zustande bei der eine größere Zahl von irrtümlich doppelt gezählten Covid-19-Fällen von der Gesamtsumme abgezogen wurde.

Viele Deutsche haben allerdings auch Verständnis dafür, dass ihre Landsleute endlich wieder reisen wollen. Vermutlich auch viele Österreicherinnen und Österreicher.

Reisewarnung, kein Reiseverbot

Aber was ist mit Österreich? Angesprochen auf eine Öffnung für Mallorca-Reisen nach deutschem Vorbild zeigte sich etwa Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zurückhaltend. "Noch muss jedem klar sein, dass Mobilität noch mit Risiko, und zwar mit erklecklichem Risiko, verbunden ist", sagte er nach einer Regierungssitzung und sprach sich auch gegen regionale "Fleckerlteppiche" bei entsprechenden Öffnungsmaßnahmen aus.

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Ab Mai sollen die ersten Flieger von Österreich nach Mallorca abheben.
Foto: REUTERS/Enrique Calvo

Fakt ist: Nach wie vor gilt eine Reisewarnung des Außenministeriums für Spanien. Von nicht notwendigen und touristischen Reisen wird abgeraten. Aber: Eine Reisewarnung ist kein Reiseverbot. "Also ja, auch Österreicherinnen und Österreicher können nach Spanien reisen", bestätigt Kathrin Limpel, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Reiseveranstalters Tui, auf Anfrage des STANDARD.

Verhaltene Buchungslage

Allerdings mit Einschränkungen: Aktuell ist dafür ein negativer PCR-Test notwendig. Alle Informationen dazu findet man auf der entsprechenden Seite des Außenministeriums. (Die Bestimmungen auf spanischer Seite können hier abgerufen werden.) Wichtig sei, dass sich die Gäste vor Reiseantritt über alle aktuell geltenden Regeln, wie Quarantäne, Tests et cetera, informieren, erklärt Kathrin Limpel. Um dies potenziellen Kunden zu erleichtern, habe man eigens einen Überblick über die aktuellen Bestimmungen auf der Website eingerichtet. Bei der Rückreise von Mallorca nach Österreich etwa braucht es einen negativen Test, und es gilt eine fünf- bis zehntägige Quarantänepflicht.

Dass sei auch der Grund, warum die Buchungen in Österreich derzeit noch sehr verhalten seien, stellt Kathrin Limpel fest. "Die Situation in Deutschland zeigt aber gerade, dass sich dies – wenn sich die Beschränkungen ändern – sehr schnell ändern kann." Denn die Reiselust sei groß. "Das merken wir auch an den Anfragen auf unserer Website bzw. in unseren Reisebüros."

Umständlich

Dass ein starkes Interesse für Mallorca vorhanden ist, bestätigt auch Helga Freund. Die Ruefa-Geschäftsführerin hält auch vor allem die strengen Quarantäneregeln für Mallorca-Heimkehrer für das größte Hemmnis. Und weist darauf hin, dass auch die Regeln vor Ort – Maskenpflicht, eingeschränkte Gastro-Angebote etc. – nicht unbedingt für angenehmes Urlaubsfeeling sorgen würden.

Die Anreise sei noch dazu umständlich: "Es gibt de facto keine Charterflüge. Es läuft momentan vieles über Zugbringerflüge mit Zwischenstation in Deutschland bzw. der Schweiz", sagt sie. Was eine längere Anreisedauer nach sich zieht, was sich wiederum auf das "Ablaufdatum" des vorgeschriebenen Corona-Tests auswirkt. "Auch das muss man in die Urlaubsplanung miteinbeziehen", meint sie. Kurz: Es ist momentan recht umständlich, von Österreich aus nach Mallorca zu kommen. Wer die "Strapazen" dennoch auf sich nehmen möchte, tue gut daran, sich im Reisebüro beraten zu lassen: "Wir sind nicht nur mit dem Außenministerium in Kontakt, sondern auch mit Agenturen vor Ort. Die können die Lage am besten einschätzen."

Bei Tui Österreich bietet man aktuell für Mallorca "Hotel-only" an. Ab Mai soll es dann wieder Pauschalreisen geben. Flüge wird es voraussichtlich ab Graz, Linz und Salzburg mit Eurowings sowie ab 29. Mai mit Austrian ab Wien geben. Kathrin Limpel: "Das ist der Stand heute. Das kann sich aber je nach Beschränkungen auch wieder ändern." (Markus Böhm, 18.3.2021)