Vor zwei Wochen berichteten internationale und heimische Medien und Nachrichtenagenturen erstmals von einer Anzeige der deutschen Finanzaufsicht gegen den österreichischen Investor Alexander Schütz wegen Insiderhandels mit Wirecard-Aktien. Seither fordern Anwälte des Investors, diese Berichte "sofort, unwiderruflich und dauerhaft zu löschen". Dieses mehrfach vorgebrachte Begehr (ein davon betroffener Chefredakteur spricht von vier Anwaltsbriefen) wurde praktisch durchgehend zurückgewiesen, zumal die Richtigkeit der Berichte von den Anwälten gar nicht bestritten wird. Es geht ausschließlich um eine mögliche "Reputationsschädigung" ihres Mandanten.

Vor zwei Wochen berichteten Medien erstmals von einer Anzeige der deutschen Finanzaufsicht gegen den österreichischen Investor Alexander Schütz wegen Insiderhandels mit Wirecard-Aktien.
Foto: APA/dpa/Peter Kneffel

Aber was genau soll da beschädigt werden? Dass Herr Schütz ein Problem mit Medien hat, die über ihm nicht genehme Sachverhalte berichten, ist nicht neu. Seinem Freund, dem derzeit in Untersuchungshaft sitzenden Wirecard-Chef Markus Braun, empfahl er, nachdem die Financial Times über mutmaßliche Betrügereien bei Wirecard berichtet hatte: "Mach diese Zeitung fertig!"

Als Reaktion darauf bezeichnete die Fondsgesellschaft Deka – ein Großaktionär der Deutschen Bank – die Tatsache, dass Schütz Aufsichtsrat der Bank ist, als "Reputationsrisiko", woraufhin sich auch die Bank von ihrem Demnächst-Ex-Aufsichtsrat distanzierte. Darüber hinaus beherbergt ÖVP-Großspender Schütz in seiner Villa den in den USA per Haftbefehl wegen Korruption, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gesuchten Oligarchen Dmytro Firtasch, und er ist gut befreundet mit Ex-Novomatic-Boss Harald "Termin wegen Spende" Neumann, Ex-FPÖ-Zukunftshoffnung Johann "Yeti" Gudenus und Ex-und-hopp-Gastronom Martin "Um acht am Abend lieg ich schon im Bett" Ho.

Reputationsoptimierung

Bei der also offenbar dringend notwendigen Reputationsoptimierung könnte Schütz seine Gattin helfen: Eva Schütz-Hieblinger war Büroleiterin des Chat-Nachrichten-Königs Thomas Schmid, der über sie schrieb: "Muss ich sie echt rauswerfen? Gernot soll sie nehmen. Als Part Time-Begleitung." Statt "Part Time-Begleitung" von Gernot Blümel zu werden, gründete sie mit dem Texthersteller Richard Schmitt eine türkis-blaue Propagandaplattform.

Schmitt, der ursprünglich ein Onlinemedium mit H.-C. Strache plante, versucht sich nun mit Schützens Hilfe an einer österreichischen Variante der amerikanischen Fake-News-Seite Breitbart News. Das heimliche Motto des Originals "Flood the zone with shit" wirkt in der heimischen Version aber eher wie "Schmalbart News" und "Flood the zone with Schmitt". Die Einschätzung des Medien-Bloggers Helge Fahrnberger: "Wenn Richard Schmitt was schreibt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht stimmt, recht hoch", veranlasste Schmitt zu einer Klage, die er erwartungsgemäß verlor.

Und genau da ergibt sich jetzt eine Chance für Alexander Schütz. Wenn seine Frau Schmitt bittet, möglichst viel und oft über die Schütz-Anzeige der deutschen Finanzaufsicht zu schreiben, könnte das die allgemeine Reaktion: "Na, wenn der das schreibt, wird nicht wirklich was dran sein" hervorrufen, die unangenehme Geschichte wäre aus der Welt, und der bestehende Reputationstotalschaden hätte immerhin eine Delle weniger. (Florian Scheuba, 6.5.2021)