Und jetzt steht der olympische Sport schon wieder dort, wo er vor mehr als einem Jahr gestanden ist. Die Olympischen Sommerspiele in Tokio wackeln bedenklich. 2020 musste der Event bereits Ende März verschoben werden, heuer wollen die Veranstalter und das Internationale Olympische Komitee (IOC) bis zuletzt daran festhalten. Vielleicht liefern sie einander hierbei sogar ein internes Duell; schließlich könnte das IOC versicherungstechnisch besser aussteigen, wenn es nicht selbst zurückzieht, sondern eine Absage den Japanern überlässt.

Es wäre keine Überraschung mehr, wenn Japan die Reißleine zöge.
Foto: Fritz Neumann

Das Traurige ist, dass ein Jahr lang Zeit gewesen wäre, Japan und Olympia unter den neuen, besonderen Bedingungen aufeinander einzuschwören. Doch das IOC ließ die Dinge laufen, wollte japanische Sorgen allein mit dem Verzicht auf ausländisches Publikum ausräumen. Japan hat sowieso andere Sorgen. Dort befürchtet man, während andernorts die dritte Corona-Welle überraschend flott abebbt, eine heftige vierte Welle. Es sind erst doppelt so viele Japaner wie Österreicher geimpft, das Land hat aber 125 Millionen Einwohner.

Die Austragung der Spiele ist doppelt unsicher. 13,6 Milliarden Euro würde Japan eine endgültige Absage kosten. Doch Olympia auf Teufel komm raus durchzuziehen könnte sich als noch größeres Risiko erweisen. So wäre es keine Überraschung mehr, wenn Japan die Reißleine zieht. (Fritz Neumann, 27.5.2021)