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PRO: Schutz der Jungen hilft allen

von Irene Brickner

Das Coronavirus hat eine globale Gesundheitskrise unvorhergesehenen Ausmaßes ausgelöst. Das hängt in nicht unbeträchtlichem Ausmaß damit zusammen, dass der Erreger, als er um sich zu greifen begann, völlig neu war. Niemand hatte Antikörper – niemand war geschützt.

Das ändert sich jetzt, aber nur langsam. Zwar haben immer mehr Menschen eine Infektion überstanden, und immer mehr Menschen werden geimpft – doch leider nur in den reichen Teilen der Welt. In ärmeren Regionen hat das Virus nach wie vor das Potenzial, sich massiv zu verbreiten – in Infektionswellen, die leicht von einem Land ins andere schwappen.

Auch in privilegierteren Gegenden sind die Ungeschützten gefährdet – unter ihnen bisher fast alle Kinder. Das gilt es zu ändern, durch möglichst viele Impfungen hier wie dort, auch von unter 16-Jährigen, sobald das möglich ist.

Denn anders als lange behauptet sind Kinder ähnlich infektiös wie Erwachsene. Sind sie positiv, geben sie das Virus weiter. Hinzu kommt, dass viele Kinder, die an Covid-19 erkrankt waren, auch noch Monate danach an Spätfolgen leiden. Kopfweh, Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszustände und andere Symptome von Long Covid treffen mehr als zehn Prozent, und zwar auch nach ursprünglich leichten Verläufen.

Das sollte man den Jungen und Jüngsten ersparen. Ihr Schutz durch die Impfung ist weit höher zu werten als das Risiko höchst seltener ernsthafter Nebenwirkungen.(Irene Brickner, 28.5.2021)

KONTRA: Nicht alles für die Herde

von Markus Rohrhofer

Wer Kinder hat, lebt mit ständigen Sorgen und Ängsten – vor allem, dass der Nachwuchs schwer erkrankt. Diese Urängste gehen Hand in Hand mit einem Verantwortungsgefühl. Verantwortung zu übernehmen heißt, Entscheidungen im besten Sinne der Kinder zu treffen. Eltern, die diesen Grundsatz leben, können nur zu einem Schluss kommen: Es gibt keinen Grund, voreilig und auf Druck der Politik Kinder und Jugendliche gegen Corona zu impfen.

Impfen ist immer ein Abwägen zwischen Nutzen und Risiko. Bei der Diskussion um das Jaukerl für Zwölf- bis 15-Jährige muss daher die Frage im Vordergrund stehen, ob das Risiko von Impfnebenwirkungen nicht höher ist als das Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Ein Blick auf die Datenlage zeigt: Schwere Verläufe sind bei Kindern und Jugendlichen selten. Hingegen gibt es noch wenige Daten, die sichere Aussagen über das langfristige Impfrisiko bei jungen Menschen zulassen.

Im Vergleich dazu erkranken deutlich mehr Kinder und Jugendliche an einer "normalen" Grippe. Manche sterben gar an den Folgen einer Influenza. Doch über Grippe-Impfungen für Kinder und Jugendliche wurde bisher kaum diskutiert.

Es mag sein, dass flächendeckende Corona-Impfungen schneller zur Herdenimmunität führen. Aber Kinder nur zu diesem Zweck und nicht zum Schutz der Kinder selbst impfen zu lassen ist letztlich verantwortungslos. (Markus Rohrhofer, 28.5.2021)