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Die Sicherheitskräfte des Parlaments wurden von den Angreifern förmlich überrannt.

Foto: AP/Manuel Balce Ceneta

Der Sturm auf das Kapitol, die Herzkammer der US-Demokratie, hat Fragen hinterlassen, von denen längst nicht alle beantwortet sind. Was hat Donald Trump getan, während ein aufgeputschter Mob Abgeordnete, Senatoren und seinen besonders angefeindeten Stellvertreter Mike Pence um ihr Leben fürchten ließ? Warum dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis Soldaten der Nationalgarde mobilisiert wurden? Wie konnte es geschehen, dass die Bewacher des Parlaments von den Angreifern förmlich überrannt wurden?

Mit ihrer Sperrminorität im Senat haben die Republikaner die Bildung einer Untersuchungskommission verhindert. Das ist eine Niederlage für alle, die nach der Spaltung der Trump-Jahre auf den Beginn des Brückenbaus gehofft hatten. Eine paritätisch besetzte Kommission hätte Verschwörungstheorien entkräften und zur Versachlichung beitragen können.

Angst vor Trumps Rache

Wenn die Konservativen um ihren grenzenlos opportunistischen Senatsfraktionschef Mitch McConnell den Versuch überparteilicher Wahrheitsfindung blockieren, hat dies natürlich mit der Angst vor Trumps Rache zu tun.

Es liegt aber auch an Wahlkampftaktik: Die Kongresswahlen des Herbstes 2022 sollen nicht durch einen Kommissionsbericht überschattet werden, der sie womöglich schlecht aussehen lässt. Das ist nicht nur naiv angesichts der Tragweite dessen, was am 6. Jänner in Washington passierte. Es steht auch für extreme politische Kurzsichtigkeit. (Frank Herrmann, 30.5.2021)