Die Tat ereignete sich am 14. Oktober im vergangenen Jahr.

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Wien – Ein halbes Jahr nach einem tödlichen Juwelierüberfall in Wien-Landstraße war im April ein Tatverdächtiger an der serbisch-ungarischen Grenze festgenommen worden. Mittlerweile wurden dem 20-jährigen Serben 34 zum Teil schwere Delikte nachgewiesen, berichtete Oberst Michael Mimra, Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Ein Komplize wurde mittlerweile in Salzburg festgenommen, ein weiterer ist auf der Flucht.

Der 20-jährige Tatverdächtige wurde bis dato achtmal einvernommen, er habe sich zu allen Taten geständig gezeigt, sagte Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft Wien. Emotionslos habe er bei den Befragungen durch die Ermittler die Taten geschildert, führte Oberstleutnant Dietmar Berger vom Landeskriminalamt Wien aus. Das Motiv sei stets Habgier gewesen.

"Brutal und emotionslos"

Dem unbescholtenen Serben werden zwei Raubüberfälle auf Juweliere in Wien, drei Home-Invasions und 29 Einbrüche in Büros zur Last gelegt. Der 20-Jährige und seine Komplizen seien "brutal und emotionslos" vorgegangen, so Berger. Die Opfer erlitten "fatale Verletzungen mit Dauerschäden".

Die Tötung eines 75 Jahre alten Juweliers in der Landstraßer Hauptstraße am Nachmittag des 14. Oktobers 2020 hatte zu umfangreichen Ermittlungen geführt. Zwei unbekannte Täter hatten den Mann überfallen, da er offenbar Widerstand leistete, wurde mehrmals auf ihn eingestochen.

Danach flüchteten die Täter in die Tschechische Republik, wo eine Tasche mit einer dem Juwelier gestohlenen Pistole und schwarzer Kleidung gefunden wurde. Wie Oberstleutnant Berger bei der Pressekonferenz ausführte, folgte dann "Knochenarbeit": 40.000 Fahrzeugbewegungen an den Grenzübergängen zum Nachbarland wurden von den Kriminalisten ausgewertet. Schlussendlich siebte man ein verdächtiges Fahrzeug heraus, das auf die Spur zum 20-Jährigen führte.

Bis zu 20 Jahre Haft

Durch internationale Zusammenarbeit konnte der Verdächtige schließlich in Ungarn an einem Grenzübergang zu Serbien festgenommen werden, seit 12. Mai befindet er sich in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft. Bei einer Mordanklage würden ihm, da er unter 21 Jahre alt ist, zehn bis 20 Jahre Freiheitsstrafe drohen, gab Staatsanwaltschaftssprecherin Nina Bussek bekannt.

Noch ist aber kein Strafantrag eingebracht, da ein psychiatrisches Gutachten bezüglich der Gefährlichkeit des Verdächtigen abgewartet wird. Fällt die Prognose darin negativ aus, könnte der Mann auch in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingeliefert werden.

Um die Abgebrühtheit des 20-Jährigen zu illustrieren, wiesen Berger und Mimra darauf hin, dass der 20-Jährige mit einem Komplizen am Morgen des tödlichen Juwelenraubes noch eine Home-Invasion versucht hatte, die aber scheiterte. Für Mimra ist auch die Entwicklung "ein Klassiker": Am Beginn seiner rund zweijährigen Deliktslaufbahn soll der Verdächtige noch in der Nacht in Büros eingebrochen sein, dann kamen die Raubüberfälle dazu, die schließlich in einem Tötungsdelikt gipfelten. (Michael Möseneder, 2.7.2021)