Christine Aschbacher bleibt Magistra. Nach neunmonatiger Prüfung konnte die Agentur für wissenschaftliche Integrität keinen "Täuschungsvorsatz" finden und hat den Fall abgeschlossen. War alles nur ein Sturm im Wasserglas, angerührt von einem eitlen Plagiatsjäger namens Stefan Weber? Hätte die damalige türkise Arbeitsministerin im Jänner gar nicht flugs zurücktreten müssen, als das Land via Social Media über sinnentleerte Sätze, komische Sprachbilder und merkwürdige Textpassagen in der mit einer glatten Eins benoteten Magisterarbeit lachte? Ihren Doktortitel aus der Slowakei wird sie ja wohl auch behalten dürfen, also?

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Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher
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Nein. Sicher war die persönliche Belastungsprobe für die Unternehmensberaterin, die seit ihrem Rücktritt als Ministerin abgetaucht ist, hart. Sie wird sich wohl geniert haben.

Viel schlimmer ist allerdings jetzt der Schlag ins Gesicht für tausende Studierende sowie für tausende Absolventinnen und Absolventen der 21 heimischen Fachhochschulen. Zwei Jahrzehnte lang haben die FHs um ihre wissenschaftliche Anerkennung gegenüber den Universitäten gerungen.

Jetzt lautet die Botschaft: Wer sich für die Masterarbeit wirklich anstrengt, selbst relevant forscht, richtig zitiert und die Ergebnisse in verständlichen, zusammenhängenden deutschen Sätzen zu Papier bringt, ist eigentlich überengagiert. Wozu die Mühe? Den Titel gibt’s auch leichter.

Zyniker könnten sogar anmerken, dass eine passende Parteimitgliedschaft auch diese Bürden von den Schultern nimmt. Der wissenschaftliche Reputationsschaden für die titelgebende Fachhochschule Wiener Neustadt ist vorhanden.

Dass Aschbacher kein "Vorsatz" nachzuweisen war, dürfte auch die gute Nachricht für Sebastian Kurz und seine angebliche Falschaussage im U-Ausschuss zur Öbag-Besetzung sein. Auch Kurz hatte, so betont er, keine Täuschungsabsicht. (Karin Bauer, 30.9.2021)