Durch die Corona-Pandemie rückte der Mensch wieder in den Vordergrund. Nicht zuletzt in den Büros dieser Welt: "Im Zuge der Integration neuer Arbeitsmodelle werden meist auch die Büros optisch umgestaltet und zu Orten der Teamarbeit und Kommunikation", heißt es im jüngsten Büromarktbericht von EHL. "Ein zentrales Anliegen ist es dabei, die Arbeitsumgebung attraktiver zu gestalten, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, trotz der Möglichkeit von Homeoffice einen Teil ihrer Arbeitszeit gerne und freiwillig im Büro zu verbringen." Viele Unternehmen würden deshalb aktuell an Hybridmodellen arbeiten, also an Lösungen für mobiles und bürobasiertes Arbeiten.

Dass hier insgesamt gerade vieles im Fluss ist, wurde auch bei einer Panel-Diskussion auf der Expo Real klar. Und mit der neu gewonnenen Relevanz des Themas änderte sich folgerichtig auch die Entscheidungsebene: "Das Thema Arbeitswelten wurde zum CEO-Thema", sagte Henrike Waldburg, Investment-Chefin bei Union Investment (UI).

Zurück zum Kleinbüro

Der Trend gehe nun zurück zum Gruppen- oder sogar Einzelbüro, stellte Daniel Grimm von der International Workplace Group (IWG) fest. Ganz grundsätzlich aber habe sich das Thema flexible Büronutzung binnen kürzester Zeit durchgesetzt. "In mancher Branche hieß es zuvor: ‚Alles schön und gut, aber bei uns geht das nicht.‘ – Das ist vorbei."

Im Homeoffice komme aber doch "der menschliche Aspekt" zu kurz, das habe man aus der Krise auch gelernt. Grimm will deshalb nun eine gewisse Nachfrage nach dezentralen Büros erkennen, also etwa kleineren Coworking-Standorten in peripheren Lagen, wo die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwar ihren jeweils eigenen Büroschreibtisch haben, aber gleichzeitig auch nicht mehr so weit zu pendeln haben. Denn diese gewonnene Lebenszeit würden viele nicht mehr gern hergeben wollen, meinte Grimm, dessen Unternehmen unter anderem die Coworking-Marken Regus und Spaces betreibt.

Man denkt deshalb bei IWG derzeit intensiv darüber nach, wie sich kleinere Center profitabel umsetzen ließen. Aktuell benötige man mindestens 8000 Quadratmeter, um in einem Coworking-Center auch das Personal finanzieren zu können.

Diskutieren mit viel Abstand: In den Foren der Expo Real wurde, zumindest was die Sitzplätze betraf, der notwendige Abstand eingehalten. In den Ein- und Ausgangsbereichen war es bei manchen Themen dann aber doch recht dicht.
Foto: Messe München

Bezüglich solcher "Satelliten-Offices" gab es auf dem Podium aber auch Einwände: "Da sitzt man dann ja mit Leuten von 30 anderen Unternehmen beisammen, aber eben nicht mit den eigenen Kollegen", stellte Victor Stoltenburg, Geschäftsführer bei Deka Immobilien, fest. "Wer will denn so arbeiten?"

Eines sei aber klar: Je nach Abteilung werde es wohl zu unterschiedlichen Varianten kommen, was die Auslastung der Büros betrifft. "Buchhaltung geht ja beispielsweise sehr gut von zu Hause aus", stellte Stoltenburg fest.

Die Büros werden sich also ändern, das bekräftigte auch Hermann Brandstetter von der Schörghuber Unternehmensgruppe mit Sitz in München. Corona habe hier die schon davor bestehenden Trends beschleunigt. Der Flächenbedarf sei nun zwar leicht rückläufig, aber eben nicht so stark wie befürchtet. "Ausreichend Abstandsflächen werden wohl noch länger benötigt werden." Was die dadurch nötigen Umbauten betrifft, appellierte UI-Chefin Waldburg an die Bürovermieter, für diversen Erneuerungs- und Investitionsbedarf aufseiten ihrer Mieter aufgeschlossen zu sein. (Martin Putschögl, 16.10.2021)