Das Wichtigste ist, so schnell wie möglich aus der Kurve rauszukommen. Hier ist weniger meistens mehr", sagt Kevin Friesacher. In der linken Hand ein Softgetränk, in der rechten ein Walkie-Talkie. Dieser Satz fällt nicht etwa, während wir in der Pit-Lane des Spielberg-Rings stehen, sondern während er den Cupra Formentor mit rund 200 Sachen die lange Gerade zur Remus-Kurve raufballert.

Immer schön dranbleiben: Bei den geführten Fahrten auf dem Spielberg-Ring spürte man die Power des VZ5. Und durfte wahren Meistern bei der Arbeit zuschauen.
Foto: Cupra / Christian Houdek

Gut, der Friesacher kann das, der war und ist Rennfahrer (ADAC Formel Masters, Deutscher Formel-3-Cup und, und, und). Wirklich erstaunlich ist aber, wie viel man lernt, darf man einem Profi über die Schulter schauen. Wenn man denkt, man bewegt das Auto an seinen Grenzen, kommt der Friesacher daher und lacht nur müde.

Aber zurück zum Anfang: Cupra, die abgekapselte Sportmarke von Seat, macht ihrem Konzept alle Ehre und bringt eine Fünfzylinderversion des Formentor auf den Markt. 7000 wird es davon weltweit geben, 300 in Österreich, 100 sind bereits im Vorvorverkauf weg.

Foto: Cupra / Christian Houdek

Warum der VZ5 so gut ankommt? Nun ja, innen wartet der 2,5-Liter-fünf-Zylinder-Turbo-Benziner, der normalerweise nur ausgewählten Audi-Modellen vorbehalten ist. Nicht einmal Volkswagen durfte den tadellosen Antrieb benutzen. Eine Einschränkung gibt es aber, einen demütigen Abstand von zehn PS. Die Audi-RS-Modelle warten mit 400 PS auf, der VZ5 mit 390.

Aber gehupft wie gesprungen, es ist in jedem Fall ein deutlicher Satz nach vorn, verglichen mit dem bisher stärksten Vier-Zylinder-Formentor mit 310 PS. Und diesen Satz spürt man, vor allem im direkten Vergleich auf der Rennstrecke.

Drei Finger reichen

Foto: Cupra / Christian Houdek

Verstehen Sie mich nicht falsch, schon der 310er-Formentor ist ein tolles Auto. Ästhetisch vor allem, mit seinen markanten Ecken und Kanten, am besten in einem matten Dunkel-Finish und den Kupfer-Akzenten. Und auch fahrtechnisch gibt es wenig zu meckern. Die engen Kurven des Spielberg-Rings beweisen, dass der Formentor gut ausbalanciert ist, da wackelt nichts beim Rausbeschleunigen, da muss man keine aggressiven Lenkbewegungen wagen, um das Auto um den Kurs zu befördern, und obwohl die Reifen anfangen zu pfeifen, hat man stets das Gefühl, den Cupra unter Kontrolle zu haben.

Wechselt man dann zum VZ5, gilt dasselbe. Nur ist der Fünfer einen Tick gemeiner, er drückt einen nach der Kurve einen Tick mehr in den Sitz. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Mit dem VZ5 geht es von 0 auf 100 km/h in 4,2 Sekunden, mit dem Vierzylinder "lediglich" in 4,9. Da ist ordentlich Power drin.

Foto: Cupra / Christian Houdek

Was sich nicht ändert: die Maximalgeschwindigkeit. Bei 250 km/h ist Schluss, auch hier gilt der Abstand zu Audi, die schaffen 280.

Diese Woche startet der offizielle Vorverkauf. 200 sind in Österreich noch zu haben. Preis: stattliche 75.000 Euro.

Wenn Sie sich noch fragen, wie der Herr Friesacher das Auto überhaupt steuern konnte, mit vollen Händen. Nun, in der linken, der Dosen-Hand, waren noch drei Finger frei. Die reichen, um den Beifahrer in pure Angst zu versetzen. (Thorben Pollerhof, 30.10.2021)