Das Forum Österreich-Russland will "überparteilichen" Dialog mit Russland führen.

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Ein bisserl hat es gedauert, aber jetzt gibt es sie: eine Art Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft Reloaded. Natürlich heißt der im Juni gegründete Verein anders – nämlich Forum Österreich-Russland (FOR), denn die Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft (ORFG) gibt es ja auch. Dort war es im September 2020 aber zu einem Umsturz gekommen: An die Macht kam ein Bekanntenkreis rund um den damaligen ORFG-Generalsekretär Florian Stermann, der vor Jahren Wirecard sowie ihre Ex-Manager Markus Braun und Jan Marsalek als Mitglieder und Finanziers gewonnen hatte.

Nach Aufkommen des Wirecard-Skandals kandidierte Stermann auf allgemeinen Wunsch dann voriges Jahr nicht mehr. So richtig abmontiert wurde er aber nicht: Statt ihm wurde in einer turbulenten Generalversammlung sein Anwalt Markus Stender zum Generalsekretär gewählt, einer seiner Verwandten zum Finanzreferenten. Der Vorstand, in dem einst 43 Manager und Politiker aller Couleurs saßen, wurde massiv verkleinert. Präsident ist nun der in Russland aktive Berater Maximilian Stephan Habsburg-Lothringen, dessen Wahl im vorigen September auch lauten Beifall von ORFG-Mitglied Johann Gudenus (Ex-FPÖ-Politiker) gefunden hatte.

"Blaue stark vertreten"

Die parteipolitische Buntheit sollte das Credo der ORFG widerspiegeln: Die "Plattform für die Vernetzung von Österreich und Russland auf allen Ebenen" verstand sich als überparteilich. Expräsident Richard Schenz, 2020 nach dem Vereinsumbau: "Parteipolitik hat in der ORFG keine Rolle gespielt, außer, dass die Blauen recht stark vertreten waren, auch dank Stermann."

Er und die anderen abgewählten "alten" Funktionäre wie Exvizepräsident und SPÖ-Parlamentarier Christoph Matznetter verließen die Freundschaftsgesellschaft, ebenso viele fördernde Mitglieder wie Strabag oder OMV, deren Vorstandschef der Wirtschaftskammer-Vizepräsident Schenz einst gewesen war.

Nun haben sie eben das Forum gegründet, auch da ist Schenz wieder Präsident und Matznetter sein Vize. Ein solches "Dialogforum für das Thema Russland" sei nötig, erklärt der Parlamentarier, Österreich habe da immer eine wichtige Rolle gespielt und solle das auch weiterhin tun.

"Überparteiliche Betrachtungsweise"

Es gehe um "überparteiliche, objektive und nüchterne Betrachtungsweisen", das Motto des neuen Vereins laute "Verständnis suchen, Widersprüche diskutieren", berichtet ein anderer Funktionär. Ja, und wie viele Mitglieder hat das FOR?

Wenige. Jahr eins sei dem Aufbau gewidmet, die Russland-Freunde hoffen auf jene fördernden Mitglieder, die der Freundschaftsgesellschaft den Rücken gekehrt haben und auf Kooperationspartner. Zwei Veranstaltungen gab es bereits, in einem in der Diplomatischen Akademie ging es darum, wo Russland nach den Duma-Wahlen steht.

Keine Konkurrenz

Als Konkurrenzveranstaltung zur ORFG sieht sich das Forum nicht, wie ein Funktionär unter Bezugnahme auf 17 Millionen Quadratmeter sagt: "Russland ist ein so großes Land, das verträgt mehrere Aktivitäten." Von der ORFG war niemand zu erreichen.

Die Freundschaftsgesellschaft ist im Jahr 2000 von Unternehmer Stermann gegründet worden, quasi als Nachfolgerin der "Österreichisch-sowjetischen Gesellschaft", die ihre Aktivitäten 1991 eingestellt hatte. Der Verein sollte als Netzwerk für Unternehmen, Manager und Politiker dienen, die in Russland aktiv sind oder aktiv werden wollen. Im Jahr 2016 hat die Freundschaftsgesellschaft laut APA 16 Unternehmen zu ihren Mitgliedern gezählt, die mindestens 10.000 Euro im Jahr springen ließen. Darunter waren – damals – Wirecard, Magna, Novomatic, Strabag oder Signa. (Renate Graber, 30.10.2021)