Wer sich in Wien zur Impfung anmelden will, braucht gute Nerven bzw. den richtigen Browser

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Das am 20. Oktober gestartete neue Impfportal der Stadt Wien (DER STANDARD berichtete) kämpft weiterhin mit technischen Problemen. Während der Transfer bestehender Benutzerkonten bzw. der damit verbundenen persönlichen Daten noch immer nicht reibungslos läuft, häufen sich nun auch Beschwerden zu konkreten Terminbuchungen. Personen, die etwa ihre nach sechs Monaten mögliche Corona-Impfauffrischung nach dem 23. 12. fixieren wollen, bekommen gar keine möglichen Termine angezeigt.

Keine Termine in ferner Zukunft

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) will man die Probleme gar nicht kleinreden. Bei der fehlenden Auswahlmöglichkeit handle es sich aber um keinen technischen Fehler. Vielmehr seien im System nur Termine bis zu sechs Wochen in der Zukunft hinterlegt. "Damit wollen wir verhindern, dass wir im schlimmsten Fall tausende Impfungen absagen müssen, falls es zu Schwankungen beim Angebot oder zum Schließen von kleineren Impfzentren kommt", erklärt ein Sprecher dem STANDARD.

Wenn der Zeitpunkt der Auffrischungsimpfung absehbar sei, gebe es jedenfalls keinen Grund zur Sorge. Spätestens einen Monat vor dem gewünschten und möglichen Termin könne man sich diesen sowie das Impfzentrum buchen. Sollte es bei der zur Verfügung stehenden Auswahl mancherorts knapp werden, empfiehlt die Stadt Wien das Austria Center Vienna (ACV), das über die größten Kapazitäten verfüge.

Probleme beim Registrieren von Kindern

Beschwerden gibt es auch zur Anmeldung von Kindern über das Impfportal – und da insbesondere bei den Zwölf- bis 14-Jährigen. Diese können sich aus rechtlichen Gründen nicht eigenständig anmelden, sondern müssen als Angehörige zum Account eines Erwachsenen hinzugefügt werden. Hat man das geschafft, muss man auf "Impfaktionen" gehen und sollte das Kind beim Punkt "Grundimmunisierung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren" auswählen können.

Das klappt laut Rückmeldungen aber nicht immer. Beim Durchspielen der verschiedenen Vorgänge fielen dem STANDARD diverse Fehler auf. Bei der Nutzung eines iPhones etwa kam beim Anlegen des Angehörigen-Accounts die Meldung, dass die bereits richtig hinterlegte Telefonnummer ungültig sei. Dadurch konnte die Daten des Angehörigen nicht gespeichert werden. Die Lösung dafür war, die bereits hinterlegte Nummer noch einmal einzugeben, und zwar mit der Ziffer 0, die bei der Vorwahl +43 für Österreich eigentlich obsolet ist. Die Stadt Wien wurde über den Fehler bereits informiert.

Viele scheitern bei der Anmeldung für den Drittstich oder der Grundimmunisierung ihrer Kinder
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Hat man das Hinterlegen des Angehörigen doch geschafft und diesen für die Grundimmunisierung auswählen können, suggeriert der grau hinterlegte und nicht klickbare Menüpunkt "Terminauswahl", dass darüber das Datum ausgewählt werden kann. Das ist in diesem Schritt aber nicht vorgesehen. Weiter unten ist bei Einzelbuchung zudem "ab sofort" eingestellt. Gibt man das Häkchen weg, geht jedoch gar nichts mehr, und man muss noch einmal von vorne beginnen. Klickt man mit aktiviertem "ab sofort"-Hakerl auf "weiter", sollten sich Impfwunschstoff, Impfstelle, Datum und Uhrzeit auswählen lassen.

Google Chrome empfohlen

Aus dem Büro von Stadtrat Hacker heißt es dazu, dass manche Probleme nur bei bestimmten Browsern auftreten würden. Funktioniere etwas nicht, solle man das gleiche Prozedere bei einem anderen Browser probieren oder etwa vom Handy auf den PC wechseln. Die wenigsten Beschwerden gebe es bei der Verwendung von Google Chrome. Man arbeite zudem ständig daran, das System zu optimieren und derartige technische Fehler so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen.

Für Unmut sorgt zudem weiterhin der Log-in-Prozess über das Impfportal. Denn selbst wenn die Daten vom alten Account schon auf den neuen übernommen wurden, landet man über den offiziellen Webauftritt immer wieder bei der Frage, ob die Daten jetzt übernommen werden sollen. Der Trick dabei ist, immer über den Link einzusteigen, den man nach dem ersten Datentransfer auf dem Handy erhalten hat. Damit landet man direkt auf der Eingabemaske für den TAN-Code, den man automatisch ebenfalls aufs Handy geschickt bekommt.

Die Verwirrung komplett macht der Umstand, dass man sich bei der Stadt Wien auch einen Account anlegen kann, der wiederum mit dem Impfportal verknüpft werden kann, aber nicht muss.

Stadt Wien: "System funktioniert"

Dass das System trotz mancher Ungereimtheiten funktioniere, steht für die Stadt Wien aber außer Frage. "Es wurden bereits knapp 50.000 Grippeschutzimpfungen über das Impfportal gebucht, bei der Auffrischungsimpfung gegen Corona waren es in den ersten 24 Stunden über 11.500", heißt es aus dem Büro von Hacker. Wenn man online nicht mehr weiterkomme, solle man sich an 1450 wenden. Um auch in Stoßzeiten nicht allzu lange warten zu müssen, empfehle es sich, am Anfang des Gesprächs den Menüpunkt "Terminvergabe" auszuwählen. (Martin Stepanek, 4.11.2021)