Zoe (Safira Robens) auf der Insel der Ökothemen.

Foto: Marcella Ruiz Cruz

Die Reise zur Plastikinsel bringt jede Wäscherin ins Schleudern. Sie wird spontan angetreten: Zoe (Safira Robens) hat gerade ihre Wäsche in die Trommel gestopft, ausgelassen zum Plastik-Reggae schunkelnd. Ihr Abflug? Findet in der Waschmaschine statt. Zoes Zukunftstrip erfolgt im Takt der Zentrifuge: Die Zeit von 100 Jahren Hauptwaschgang verfliegt im Nu. Zoes sonderbare Reise durch die Zeit nennt sich Jimmy Osbornes und Sue Buckmasters Kindertheaterstück (ab sechs Jahren).

Man muss – ungeachtet aller Theatralik – von einem flammenden Ökomanifest sprechen. Der Grund: Zoes Zielort, an dem Erdtrabanten in Fischernetzen schweben (Ausstattung: Joanna Parker), ist eine veritable Deponie. In einem wuchernden Acryl- und Polyesterberg haust in Gestalt einer Puppe die Inselgöttin: eine Ohnmachthaberin, insofern sie auf die Erlösung durch ein Kind angewiesen ist – natürlich unsere Zoe. Links und rechts von ihr hantieren die guten Inselgeister (Teele Uustani und Maximilian Tröbinger): Die beiden bilden ein Paar wie Puck und Caliban, die Erste stumm und putzmunter, der Zweite bauchrednerisch begabt. Die vermaledeite Insel aber gleicht einer Versuchsanlage für bewusstseinsverändernde Maßnahmen.

Eisenhower-Ära

Zwei weitere Gestrandete gibt es: eine Tupperware-Lady, die in Gestalt der famosen Dorothee Hartinger das Spukgespenst aus der Eisenhower-Ära gibt. Ihr zur Seite steht ein Lackel vom Ölbohrturm (Wolfram Rupperti), allzeit bereit für die nächsten hundert Liegestütze. Antike Gestalten aus den unseligen Zeiten ungehemmter Ressourcenverschwendung; brillante Schauspieler, die mit zwei, drei Strichen soziale Typen fest umrissen haben.

In Sue Buckmasters Regie wird umweltschonend Kindertheater gespielt: Aus einem Einkaufskorb und zehn flinken Fingern lassen sich Krebs oder Schildkröte basteln. Aus Transparentfolie und Haargummi entsteht eine allerliebste Qualle.

Das Ruder herumreißen

Irgendwann erlahmt auch Zoes Widerstand: Robens mimt überzeugend das bockige oder auch nur zu Tode gelangweilte Wohlstandskind, das kraft eigener Erkenntnis zur Aktivistin wird, eine Art Greta Thunberg der aquatischen Zukunft, die ihrer eigenen Enkelin (!) in Puppenform begegnet und spätestens ab dann weiß: Es ist höchste Zeit.

"Du musst das Ruder herumreißen", spricht dazu die Inselgöttin. Und die muss es wissen, denn es ist zu diesem Zeitpunkt nicht etwa fünf vor zwölf, sondern schon 17.15 Uhr im Akademietheater. Wer jetzt aus dem Theater stolpert und nicht gleich in den Lockdown muss, kann sofort mit dem Müllsammeln beginnen oder sich "Greenpeace Kids" anschließen.

Der Schlussappell ist an alle kleinen Zuschauer gerichtet: Der Konsum muss abgebaut werden. "Wollt ihr mir helfen?", fragt uns Zoe, die künftig weniger Polyester tragen wird. – "Ja", tönt es aus vielen verblüfften Kindermündern. Sehr viel herzerwärmender kann man das kindliche Bewusstsein nicht anstacheln. Diese Koproduktion der Burg mit Theatre-Rites aus Großbritannien wirkt kleine Ökowunder. (Ronald Pohl, 15.11.2021)