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Die Xbox Series X ist das jüngste Kind der Familie und derzeit fast immer vergriffen.

Foto: RED ROBOTS MEDIAGRAB via REUTERS

Am 15. November 2001 erschien in den USA eine Konsole, die vieles in der Branche verändern sollte. Ein Rückblick auf zu große Controller, missglückte Bewegungssteuerung und den wachsenden Erfolg dank großer Investitionen und eines simplen Abo-Modells.

Bester Online-Service

Die Konsolenwelt gehörte 2001 japanischen Konzernen. Mit dem Nintendo Gamecube, dem SEGA Dreamcast und der Sony Playstation 2 ritterten gerade drei Hersteller um die Vorherrschaft – mit einem klaren Sieger: Sony. In diesen Kampf stieg überraschend der US-Konzern Microsoft ein. Nach Erfahrungen als Publisher für PC-Games, etwa für den "Flight Simulator" oder auch "Age of Empires", und einer Kooperation mit SEGA, um die Dreamcast Windows-CE-kompatibel zu machen, wollte man mehr am Spielemarkt mitmischen. Für stolze 479 Euro konnte man die vom Aufbau sehr an einen PC erinnernde Konsole Xbox mit Direct-X-Unterstützung kaufen. Die Vorbehalte gegen das Gerät waren allerdings groß. Microsoft war damals weit davon entfernt, ein ähnlich jugendliches Image wie die Konkurrenz zu besitzen.

Zudem war der Markt gut abgedeckt und Microsoft stand vor vollen Lagern. Gerade einmal zwei Wochen nach dem Erscheinen in Europa im März 2002 sank der Preis auf 299 Euro und innerhalb von nur zwei Jahren auf 149 Euro. Insgesamt wurden lediglich 25 Millionen Xboxen verkauft. Im Vergleich zu erfolgreichen Konsolen lächerlich wenig, doch zwei der Konkurrenten – Dreamcast und Gamecube – konnte man bereits in den Verkaufscharts überholen. Ach ja, auch der Controller war viel zu groß ausgefallen und wurde später durch einen kleineren S-Controller ersetzt.

Der zu große Controller bei der ersten Xbox sorgte auch bei bekannten Comic-Künstlern für passende Beiträge.
Foto: Penny Arcade

Blaue Nase

Die blaue Nase holte sich Microsoft aber nicht umsonst. Bereits 2005, also nur vier Jahre nach ihrem Vorgänger, erschien die Xbox 360. Online-Gaming, was zögerlich schon in der ersten Xbox-Generation begonnen wurde, war eines der Zugpferde für die neue Konsole. Während die Konkurrenz hier nur zaghafte Schritte wagte, nutzte Microsoft seine Kompetenz in diesem Feld und startete mit Xbox Live einem verlässlichen Internetdienst. Man musste zwar im Gegensatz zur Playstation 3 für Online-Gaming zahlen, dafür verfügte die Konsole über eine Festplatte, auf die man Spiele, etwa aus der Xbox Live Arcade, einfach herunterladen konnte.

In Österreich wurde der Start damals im Wiener Mak gefeiert. Hunderte Konsolen standen parat, vom potenziellen Kunden angespielt zu werden. Zudem gab es Live-Musik und Goodies. Das klingt nach Kleinigkeiten, aber Microsoft legte damit den Grundstein für seine erfolgreichsten Jahre in der Branche – auch hier in Österreich. Journalisten wurden lokal mit allen Informationen versorgt, die sie für die Berichterstattung benötigten. Auf der Game City wurden oft zusätzliche Events für Xbox-Kunden veranstaltet und das Allerwichtigste: Wichtige Games-Marken wurden fortgeführt oder begründet.

"Halo", "Gears of War", "Fable" und großartige Download-Perlen wie "Braid" sorgten dafür, dass viele Playstation-Fans ins grüne Lager wechselten. Online-Gaming wurde ein fixer Bestandteil für Mulitplayer-Spiele – Couch-Koop hatte zwar nicht ausgedient, aber einen starken Konkurrenten bekommen. Hinzu kam ein Controller, der als einer der besten aller Zeiten gefeiert wurde. Es lief rund für Microsoft und so verkaufte man rund 84 Millionen Xboxen und lag damit nur knapp hinter der Playstation 3 mit 87 Millionen verkauften Stück.

Xbox präsentierte sich auf Messen wie der E3 immer selbstbewusst. Nur 2013 ging die Selbstdarstellung daneben.
Foto: KEVORK DJANSEZIAN

Der tiefe Fall

An die Gaming-Messe Electronic Entertainment Expo (E3) im Jahr 2013 kann sich wohl jeder Xbox-Mitarbeiter noch erinnern. Es war unangenehm zu sehen, wie die Moderatoren auf der Bühne sichtbar das Grab der noch im selben Jahr erscheinenden Xbox One schaufelten. Es wurde von Online-Zwang gesprochen, vom Verbannen von Gebrauchtspielen und wie wichtig ein TV-Empfang via Xbox sei. Dann war da auch noch die Bewegungssteuerung Kinect. Mit einer Kamera, die in der folgenden Berichterstattung oft als Big Brother bezeichnet wurde. Sony konterte am selben Abend mit einer Pressekonferenz, die all diese Schwächen aufgriff und die eigene Playstation 4 im besten Licht darstellte.

Dieser missglückte Start konnte von Microsoft nie wieder gut gemacht werden. Irgendwann verschwand die Kinect-Kamera aus der Xbox-Verpackung – auch weil keine Spiele mehr dafür erschienen –, und mit dem Einsteigermodell Xbox One S und der Powerkonsole Xbox One X ließ man dem Kunden neue Angebote zukommen. Man setzte weiter auf guten Online-Service und das Fortführen bekannter Spielemarken. 2017 startete man einen zusätzlichen Service: den Xbox Game Pass. Dieser sollte die Startvoraussetzungen für die kommende Xbox Series X/S nachhaltig verbessern.

Die Xbox wird für Microsoft immer weniger wichtig – der Game Pass in Verbindung mit Cloud-Gaming ist das neue Zentrum, über das man auch auf dem Smartphone spielen kann.
Foto: JUNG YEON-JE

Alles im Abo

Mit knapp 50 Millionen Stück schloss die Xbox One in den Verkäufen zumindest besser als die erste Xbox ab. Nicht unwesentlich war ein Aboangebot namens Game Pass, der ein wachsendes Portfolio an Games zum Download bereitstellte. Damals vor allem noch mit eigenen Marken befüllt, erweiterte Microsoft das Angebot laufend und so entstand bald der Name "Netflix für Games". Dieser konnte im November 2020 gut auf die zwei neuen Konsolen Xbox Series X und Xbox Series S übernommen werden. Eines war dem US-Konzern nämlich klar – es geht künftig nicht mehr darum, welcher Kasten unter dem TV steht, es geht darum, dass Leute regelmäßig und verlässlich in einen Topf einzahlen: den Game-Pass-Topf.

22 Millionen Kunden hat der Service Ende 2021. Das verdiente Geld investierte Microsoft in den letzten Jahren in unzählige Gaming-Studios oder mittelgroße Publisher. Ein künftiges "The Elder Scrolls" könnte damit genauso exklusiv für die Xbox erscheinen wie auch künftige Titel von Obsidian ("The Outer Worlds", "Pillars of Eternity") oder auch id Software ("Doom"). Hinzu kommt, dass man viele Spiele dank des Game Pass auch auf dem PC spielen kann oder dank Cloud-Service auf dem Smartphone oder Tablet. Die Konsole ist nicht mehr der Mittelpunkt für Microsoft, ganz im Gegensatz zur Konkurrenz von Sony und Nintendo. Die Marke Xbox bleibt aber weiterhin enorm wichtig, wie die Quartalszahlen von Microsoft zuletzt bewiesen haben.

Das alleine ist natürlich nicht der Grund, warum es gerade für Microsoft ganz gut läuft. Eine vorbildliche Abwärtskompatibilität, ein noch immer sehr starker Controller und ein breites Spieleangebot, machen die Xbox Series X/S zu starken Vertretern der Konsolen-Zunft.

Xbox

Am Montag wird deshalb ein Livestream um 19 Uhr gestartet, der auf 20 Jahre Xbox zurückblicken soll. Über den Inhalt ist wenig bekannt. Voraussichtlich wird man eher die Highlights der Vergangenheit erwähnen und Ausblicke auf die Zukunft geben. Nach den sehr erfolgreichen Herbsttiteln "Age of Empires 4" und "Forza Horizon 5" wartet auf Gamer Anfang Dezember auch noch "Halo: Infinite". Auch wenn man über die Qualität des wichtigsten Microsoft-Shooters noch nicht viel weiß, so stehen die Zeichen gut, dass das Jubiläumsjahr für den US-Konzern ein guter Grund zum Feiern ist. Wer mitfeiern will, kann das heute zusammen mit der Community tun. (Alexander Amon, 15.11.2021)