In Innsbruck wird am Weihnachtsmarkt die 2G-Regel kontrolliert.

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Der grüne Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn, der die Corona-Beschwichtigungspolitik der Landes-ÖVP ablehnt und einen zweiwöchigen Lockdown für alle fordert, hat im Ö1-Morgenjournal einen wichtigen Punkt angesprochen. Bürgermeister, Ortschefinnen und andere hätten der Impfgegnerschaft rechtzeitig und massiv widersprechen müssen, antwortete er auf die Frage, was denn versäumt worden sei, um die nunmehrige epidemische Eskalation zu verhindern. Doch das sei gerade in Gemeinden, wo Schwurblerinnen und Schwurbler das Wort führen, nicht geschehen.

Vernunftorientierte, impfwillige Mehrheit

Das gilt nicht nur in Salzburg. Tatsächlich war – und ist – das Verhalten der vernunftorientierten, impfwilligen Mehrheit gegenüber deklarierten Stichfeinden landauf, landab von Zurückhaltung geprägt. Gestritten wird, soweit es Algorithmen und Wahrnehmungsblasen zulassen, in den sozialen Medien. Aber am Stammtisch im Heimatort einem lokal einflussreichen, impfabgeneigten Esoteriker Paroli zu bieten oder aber am Arbeitsplatz einen Kollegen, der die Maske schlampig trägt, auf sein unsoziales Verhalten hinzuweisen, wagen nur wenige.

Grund dafür ist vielfach Angst, die angesichts des Corona-bedingt gestiegenen Aggressionspegels in manchen Fällen auch berechtigt ist. Nur: Ohne mehr Zivilcourage werden die Kräfte, die sich gegen die Impfung – und damit gegen die einzige Chance auf Normalisierung – stemmen, Oberwasser behalten. Um ihnen dieses abzugraben, sind wir alle gefragt. (Irene Brickner, 17.11.2021)